Chris Bierl & Burkard Blümlein – ERBGUT

22. Februar  (Vernissage) – 17. März (Décrochage) 2019

Chris Bierl & Burkard Blümlein

ERBGUT

Skulpturale Objekte, Fotografie und Video

Die beiden Künstler, Chris Bierl und Burkard Blümlein, lernten sich in Landshut bei der von der Neuen Galerie kuratierten Ausstellung „Kunst- und Wunderkammer revisited“ kennen, die 2012 in der Großen Rathausgalerie zu sehen war. Nun haben sie ein gemeinsames Ausstellungskonzept entwickelt, bei welchem Doppel- oder Wiedergänger von einst existierenden Wesen und Werken im Mittelpunkt stehen, mit deren „Erbgut“ sie eine zweite Existenz zum Leben erwecken.

Burkard Blümlein, der seit 2007 an der Villa Arson, Ecole Nationale Supérieure d’Art, in Nizza lehrt, hat sich wie in seinen „Landshuter Gesprächen“ 2008 immer wieder mit musealen Sammlungen auseinandergesetzt. In seiner neuen Serie der „Tischgespräche“ bezieht er sich explizit auf die niederländische Stillleben-Malerei, insbesondere von eher unbekannten Meistern des 17. Jahrhunderts. Das Genre des Stilllebens wird als Tischgespräch verstanden, als Gespräch zwischen Dingen. Und das Stillleben ist nicht Motiv für ein Bild, sondern es ist selbst Bild, autonomes plastisches Bild.
Burkard Blümlein erweckt die Objekte in den Bildern auf seinen Tischskulpturen wieder zum Leben, man könnte sagen, er kreiert eine Art Klon der gemalten Objekte, die er selbst wiederum als Objekte erster, aber auch dritter Ordnung in Form von Abbildungen integriert. Immer wieder geht es dabei um Themen wie Doppel-, Paar- und Spiegelbild, aber auch um die in diesen Bildern eingewebten Themen wie Vanitas, Fülle und Vergänglichkeit.

Dies trifft auch auf Chris Bierls Arbeiten zu, allerdings nähert sich Bierl, gebürtiger Chamer, der seit vielen Jahren in Berlin lebt, eher der wissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Seite solcher Phänomene.
Seltsame Objekte auf verführerisch schönen Fotografien entpuppen sich als Eihüllen von Gottesanbeterinnen, die er in unterschiedlichsten Varianten gesammelt hat. Das Motiv der Metamorphose, der ständigen Verwandlung, findet sich auch wieder in den Darstellungen organisch-mechanischer Hybridwesen und gipfelt in der Installation „Die Versammlung der Vögel“, welche sich auf ein berühmtes persisches Gedicht aus dem 12. Jahrhundert bezieht, das wiederum die stete Entwicklung und Wandlung der Existenz zum Thema hat.
Die gleichnamige Videoarbeit zitiert Fragmente aus diesem Langgedicht während einer Kamerafahrt durch die taxidermische Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums in Nizza, bei dem diese Vögel wirken, als seien sie in einer Art Winterstarre zwischen Tod und neuem Leben bewahrt.

Es ist, als befände man sich in der Ausstellung dieser beiden Künstler in einem Zwischenreich, bei dem Sterbliches, Vergängliches und Vergessenes mittels künstlerischer Alchimie neu behaucht und für kurze Zeit in einen neuen Seinszustand übergeführt würde.

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