Doris M. Wuergert & Esther Rutenfranz – Klare Verhältnisse

Blick in die Ausstellung

27. Februar bis 20. März 2016
Donnerstag bis Sonntag 14 –17 Uhr
20. März, 18:00 Uhr: Finissage mit tänzerischer Überraschung

Die Motive von Doris Würgerts Projektionen sind Tänzerinnen und Boxer in Bewegung, doch sind diese Bewegungen unnatürlich verlangsamt, und deren Gesten zielen scheinbar ins Leere; es sind Handlungen, die jedes versichernden Zusammenhangs entbehren, ja aus Zeit und Raum enthoben sind. Wie auf einer imaginären Bühne bieten sie sich dem Betrachter dar und entziehen sich zugleich, zwischen Authentizität und Künstlichkeit, zwischen Realität und Traum oszillierend. Ihre Interieurs wiederum verweigern sich jeder eindeutigen Einordung: Die Gefäßdarstellungen auf Simsen überwältigen den Betrachter durch ein enormes Blow Up und entschwinden ihm im gleichen Augenblick, indem sie gleichsam in den Bilduntergrund hinein verblassen. Die Raumsituationen wiederum sind collagierte Mehrfachaufnahmen, die in minimalen Perspektivwechseln eine Szenerie völlig realistisch wiedergeben und zugleich durch diese leichten Verschiebungen ins Schwanken bringen.
In atmosphärisch und emotional aufgeladenen Szenen kollidiert immer wieder die Suche nach der einen, vollendeten Bewegung, nach der präzisen und perfekten Darstellung mit dem Unfertigen, dem Vorläufigen und Defekten und verweist in diesen Spannungsfeldern auf die Schönheit des Vergeblichen.

Brechungen, Perspektivwechsel und Spiegelungen findet man in Esther Rutenfranz‘ Bildern. In einer Serie von Bäumen etwa werden diese von einer imaginären Wasseroberfläche reflektiert, wobei die Reflexionen wirklicher scheinen als die Bäume selbst und das Bild ins Kippen bringen. In ihren Porträts bieten sich die Personen oft in schwer durchschaubaren Posen und Bewegungsmomenten dar; sie scheinen wie Schnappschüsse aus einem Zusammenhang gerissen und vermitteln einen schattenhaften, unwirklichen Eindruck.
Tatsächlich sind es Bilder aus der Vergangenheit, die Porträtierten sind längst um Jahrzehnte älter, und nur die Bildträger – Wachstuch alter Tischdecken oder Kindertaschen – deren Motive sich mit den Porträts vermengen, sind noch präsente Gewähr des Gewesenen, das aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Wie enthüllt sich im Vergangenen das Zukünftige, wo ist im Hier und Jetzt das Vergehen bereits angelegt – bei Esther Rutenfranz’ malerischen Arbeiten verschränken sich Raum und Zeit zu einem undurchdringlichen Geflecht, als wollten sie Albert Einsteins Satz belegen, dass selbst der Tod nur eine optische Täuschung sei.
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