Masahiro Suda

Masahiro Suda nutzt die Farbe, um seiner Auseinandersetzung Ausdruck zu verleihen. Während seines einmonatigen Aufenthaltes in Berlin entsteht eine Arbeit, die tagebuchähnlich seine in der Metropole erlebten Tage und Nächte aufzeichnet. Die Erlebnisse, Gedanken und Gefühle eines Tages hält er auf Leinwand fest. Indem er waagerechte und senkrechte Linien malt, weist er auf die abendländische waagerechte Schreibform und die ostasiatische senkrecht verlaufende Schrift hin. Die Linien überschneiden sich, wie sich japanische und europäische Kultur in der damaligen Lebenssituation des Künstlers kreuzten. Die Malerei erinnert an textile Strukturen, was die Materialität des zu der Arbeit gehörenden Bettuches aufgreift. Dieses Laken ist den Gedanken der Nacht vorbehalten. Es stellt den zweiten Teil seines Tagebuches dar: Jeden Morgen wählt er ein buntes Stopfgarn aus und knotet es auf das Laken. Die Farbe des Garns und jeder einzelnen gemalten Linie ist vom Künstler bewußt gewählt, denn für Suda lassen sich Gefühle und Erinnerungen am besten in Farben darstellen. Farbe ist für ihn das Mittel, die Wirklichkeit wiederzugeben. Die Farbe Gelb zeigt zum Beispiel, daß der Tag bzw. die Nacht einen positiven Eindruck hinterlassen haben. Die Stimmungen, die er am Tage empfindet, werden durch die Farben der Linien repräsentiert, das bunte, geknotete Garn symbolisiert jeweils das Gefühl, mit dem er aus den Träumen erwacht. Suda hält in seiner Arbeit nicht nur gefühlte Wirklichkeit fest, sondern dokumentiert zudem ein Stück Zeit.
aus einem Text von Anne Vieth
Masahiro Suda uses color to lend expression to his argument. During his month-long stay in Berlin he created an artwork that, like a diary, recorded the experiences of his days and nights in the city. He captured his daily experiences, thoughts, and feelings permanently on canvas. By painting horizontally and vertically he incorporated both western and eastern writing styles into his work. The lines intersect, just as Japanese and European culture were overlapping one another in the artist’s everyday life at that time. Painting reminds one of textile patterns, which is embodied in the materiality of the bed sheet that also belongs to this work. This sheet was reserved for the artist’s thoughts during the night. It represents the second part of his diary: every morning he selected a piece of colored yarn and tied it to the sheet. The color of the yarn and every single painted line was consciously chosen by the artist, as Suda represents feelings and memories best through color. For him, color is the means of reproducing reality. Yellow shows, for example, that the day or night left behind a positive impression. His feelings during the day are represented through the colors of the lines, while each colorful, knotted piece of yarn symbolizes the feeling with which he was awakened from his dreams. Suda not only holds onto his own felt reality in his work, but moreover he also documents a period of time.
excerpt from a text by Anne Vieth