Joe Barnes & Dr. Nanna Preußners |
JOE BARNES – NICHOLAS BODDE
Double solo show
am Freitag, 16. Juli 2010, 20:00 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Die Künstler sind anwesend.
Einführung: Dr. Nanna Preußners, Hamburg17. Juli – 8. August 2010
Do – So 15:00 – 18:00 Uhr
Führungen durch die Ausstellung auf Anfrage.
In Kooperation mit schaltwerk Kunst, Hamburg
Einführungstext
von Dr. Nanna Preußners, schaltwerk KUNST, Hamburg
Bodde, die hier in Landshut zum ersten Mal gemeinsam ihre Arbeiten
zeigen.
Diese double solo show zeigt zwei Positionen reduzierter,
ungegenständlicher Kunst und bevor ich näher auf die Werke eingehe,
möchte ich mit einer kurzen Exkursion zu den Anfängen dieser Art von
Kunst beginnen.
Seit der Renaissance bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die
westliche Kunst durch die perspektivische Darstellung geprägt und die
Künstler waren entschlossen, eine Illusion der sichtbaren Wirklichkeit
zu reproduzieren.
Mit den fundamentalen Veränderungen in der Wissenschaft, Technik und
Philosophie gegen Ende des 19. Jh.s/zu Beginn des 20. Jh.s haben auch
viele Künstler die Notwendigkeit verspürt, eine neue Art von Kunst zu
schaffen. So haben sich zahlreiche Bewegungen abstrakter Kunst
entwickelt. Ich bin sicher jedem von Ihnen sind die Begriffe
Impressionismus, Kubismus, geometrische Abstraktion geläufig. Viele von
Ihnen werden das Bild des russischen Avant-garde-Künstlers Kasimir
Malevich BLACK SQUARE ON A WHITE FIELD von 1913 oder sein WHITE ON WHITE
von 1918 kennen. Malevic hat für seine Kunst den Begriff Suprematismus
geprägt, aber tatsächlich sind dies die ersten Beispiele
ungegenständlicher Bilder. Ungegenständliche oder gegenstandsfreie Kunst
bringt keinerlei Spur einer Referenz zu irgendetwas Wiedererkennbaren
hervor.Nicholas Bodde, dessen Arbeiten wir hier auf der unteren Etage sehen,
knüpft mit seinen geometrisch-reduzierten Arbeiten unverkennbar an die
Tradition dieser Kunst an und überführt die Ideen konkreter Malerei in
eine farbintensive Bildwelt. Kennzeichnend dafür sind klare, stets
horizontal ausgerichtete Farb-Linien und -Flächen auf geometrisch
geformten Bildträgern. Der Künstler arbeitet in einer weit gefächerten
Palette an reinen Farben und eigenen Mischungen, wobei viele Farben
immer wiederkehren, sich aber nie in derselben Arbeit wiederholen.
Bodde konfrontiert verschieden gewichtete Farbenergien, lässt sie sich
gegenseitig mal intensivieren, mal mindern. Dabei entstehen immer wieder
neue Farbklänge: manche Nachbarschaften gehen eine harmonische
Verbindung ein, bei anderen Kombinationen beginnen die Flächen zu
schwirren und entwickeln ein dynamisches Eigenleben, springen zwischen
nah und fern hin und her.
Was auf den ersten Blick wie einfarbige, dichte Farbbahnen anmutet, legt
bei genauerer Betrachtung die Vielzahl der verwendeten Materialien und
Techniken, sowie die Reihenfolge des Farbauftrags offen. Auf den nur
wenige Millimeter dicken Aluminiumplatten, einem an sich strukturlosen
Malgrund, entsteht eine reliefhafte Oberfläche aus vielen Schichten Öl-
und Acrylfarbe, Kunststofffolie und Sprühlack. Der Künstler malt mit dem
Pinsel, rollt, glättet, sprüht und klebt und hinterlässt somit eine
Vielzahl an Oberflächenstrukturen. Treten Sie gerne näher an die Bilder
heran und sehen Sie sich die Oberflächen genauer an.
Beim Malprozess hat der Künstler eine Choreografie im Auge, wie er es
kürzlich so schön im Gespräch formuliert hat. Dabei ergeben die
unterschiedlichen Höhen der Felder, die harmonischen Farbkombinationen
aber genauso auch die Brüche den Gesamtklang des Bildes.
In Hinblick auf Farbkorrelationen und Oberflächenstrukturen hat der
Künstler in den letzten 15 Jahren eine eigene Bildästhetik entwickelt,
die von unendlichen Kombinationsmöglichkeiten der Farben und der
bildimmanenten Proportionen gespeist wird.
Nicholas Bodde wurde in New York geboren und lebt und arbeitet in
Bremen, wo er (1982-89) an der Hochschule für Künste bei Prof. K.-H.
Greune und Prof. W. Schmitz Malerei studiert hat. Seit 2000 nimmt er
regelmäßig an den bedeutenden internationalen Kunstmessen teil und
stellt im In- und Ausland aus.
Von dem Rausch der Vielfarbigkeit unten kommen wir nun zu den meditativ
anmutenden Arbeiten von Joe Barnes, der monochrome Bilder malt.
Monochrom bedeutet einfarbig und ist eine Form der Kunst, die auf die
absolute Essenz der Malerei reduziert ist. Inhalt, Figuren, Erzählung,
Komposition oder Farbbeziehungen werden negiert.
Übrigens war der französische Künstler Yves Klein der erste, der das
Wort monochrom in seiner jetzigen Bedeutung für seine Arbeiten aus den
50ern und frühen 60ern verwendet hat. Weltbekannt ist sein
Ultramarinblau, das er sich als International Klein Blue (IKB) hat
patentieren lassen.
In den 70ern und 80ern ist die Anzahl der Künstler, die sich mit
monochromer Malerei auseinandersetzten, angestiegen. Die Künstler haben
sich getroffen, über Kunst diskutiert, eine gemeinsame
Ausstellungsaktivität begann und bald folgten Ausstellungen in Amerika
und Europa, es wurden weitere Namen wie RADICAL PAINTING geprägt.
Jeder dieser monochrom arbeitenden Künstler zeichnet sich durch die
unterschiedliche Wahl der Farben, des Materials und der
Oberflächengestaltung aus, so sehen wir bei einigen Künstlern
beispielsweise extreme horizontale und vertikale Pinselstriche (wie
beispielsweise bei Phil Sims).
Joe Barnes ist ein Künstler der ersten Generation der monochromen Kunst
und schafft durch die Ausdruckskraft einer einzigen, konzentrierten
Farbe Bilder von einer höchst eindringlichen Präsenz. Die vielen
lasierenden Farbschichten auf quadratischen oder rechteckigen
Bildträgern steigern den Farbwert zu einer außergewöhnlichen Intensität
und beginnen bei längerer Betrachtung zu vibrieren. Diese Vibration
erzeugt sowohl eine meditative Ruhe als auch eine emotionale Kraft, mit
der die Arbeiten den Raum beherrschen. Auch wenn Spuren des Malvorgangs
oder Leinwand- und Papierstrukturen zu erkennen sind, geht es dem
Künstler vor allem um die Gleichmäßigkeit in der Gesamtwirkung, bei der
die pure, verdichtete Farbe sehr kraftvoll ist. So können die stets
monochromen Leinwandbilder und Arbeiten auf Papier als Meditationen
gesehen werden, die vom Betrachter erfahren werden. Die leuchtenden,
pulsierenden Farbkörper vermitteln den Eindruck räumlicher Tiefe, was
durch das Zusammenwirken von Bildformat und farbiger Substanz gesteigert
wird. Der Künstler bevorzugt kleinere Formate, um den jeweiligen Farbton
zu fokussieren und dem Betrachter eine konzentrierte Erfahrung zu
ermöglichen. Das ist auch der Grund, warum er in der Hängung hier den
einzelnen Bildern viel Raum gewährt.
Einige Bildträger sind mehrere Zentimeter tief, was diesen Werken
zusätzlich einen objekthaft-plastischen Charakter gibt, wie z. B. bei
diesem kleinen schwarzen Diptychon gleich am Treppenabgang.
Die Farben entziehen sich einer komplexen, kulturell festgelegten oder
individuellen Bedeutungszuweisung. Der Künstler bezeichnet seine
Arbeiten als Meditationen, die vom Betrachter erfahren werden. Die
Bilder dominieren den Raum auf eine ganz ruhige Weise und regen zu einem
Fein-Tuning unserer visuellen Wahrnehmung an. Ein Besucher rief einmal
in einer von Joes Ausstellungen vor einem ganz kleinen, roten Bild aus:
„It’s the biggest small painting I’ve ever seen.“ Und das trifft es ganz
genau: seine Werke sind so kraftvoll, pur und still und haben dabei eine
großartige Energie, die sich im Raum entfaltet.
Joe Barnes hat sich von Anfang an der monochromen Malerei verschrieben,
in den späten Siebzigern bis zu den frühen Neunzigern waren seine Bilder
weiß. Seine Motivation dafür hatte mit der Reinheit von Weiß zu tun und
dem Konzept, dass weniger mehr ist.
Joe Barnes wurde in Detroit, Michigan, geboren und lebt in New York. Er
hat am Colorado College und an der Sorbonne in Paris Literatur studiert.
Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens erfährt er große
Aufmerksamkeit und Anerkennung (Emily Lowe Foundation Award,
Pollock-Krasner Foundation Grant, Adolph and Ester Gottlieb Foundation
Grant). Seine Arbeiten werden umfassend in Einzel- und
Gruppenausstellungen in Deutschland, in anderen europäischen Ländern
sowie den Vereinigten Staaten gezeigt, und befinden sich weltweit in
privaten und öffentlichen Sammlungen, einschließlich Albright-Knox Art
Gallery, Buffalo, New York, und Osthaus Museum, Hagen.
Joe Barnes
Geboren in Detroit, Michigan.
Lebt und arbeitet in New York.
Joe Barnes lässt rein durch die Ausdruckskraft der konzentrierten Farbe, losgelöst von strukturierenden Elementen, monochrome Bilder von einer großen Intensität entstehen. Die Vibration der Farbe erzeugt sowohl meditative Ruhe, als auch pure, emotionale Kraft.
Nicholas Bodde
Geboren 1962 in New York.
Lebt und arbeitet in Bremen
Nicholas Boddes Werke künden von Farben und ihrer Kraft. Linien und Flächen durchziehen sie wie Erzählstränge, ohne akzentuierten Beginn oder Ende. Er malt in festgelegten geometrischen Formaten, auf Aluminiumgrund mit einem weiten Spektrum an Farben. Klare horizontale Linien sind seine Handschrift. In verschiedener Stärke – als zarte, schmale Bänder, oder zur Fläche auswachsend – strukturieren sie die Bildflächen und führen die Augen hin zur Farbe. (Corona Unger).