(Keiyona C. Stumpf: Memento Vivere I , Ausschnitt)
Keiyona C. Stumpf, Carolin Ott, Christoph Möller, Hans Fischer, Stefanie Brehm
kuratiert von Stephanie Gilles, M.A.
Vernissage: FR, 20.10., 19.30 Uhr
20.10. – 12.11.2023
DO 18 – 20 und FR – SO 14 – 17 Uhr
Anlässlich des 150. Geburtstages der Keramikfachschule Landshut hat die Neue Galerie Landshut e.V. fünf innovative KünstlerInnen eingeladen, die auf ganz unterschiedliche Weise mit den Werkstoffen Keramik und Porzellan umgehen: Keiyona C. Stumpf und Carolin Ott beschäftigen sich mit der Vielfalt und Komplexität natürlicher Formen und deren nicht selten morbider Schönheit. Hans Fischer und Christoph Möller bewegen sich als Bildhauer und Modellierer an den Grenzen der Abstraktion und gestalten Objekte von kraftvoll haptischer Ursprünglichkeit. Einen malerischen Ansatz hingegen verfolgt Stefanie Brehm: sie dreht und baut sich ihren Malgrund in Form von Tonsäulen und kreiert mit Hilfe einer Sprühpistole Farbenfeuerwerke von eindrücklicher Prägnanz.
Keiyona C. Stumpf
Keiyona C. Stumpf wurde 1982 in München geboren und lebt heute dort sowie in der Region Augsburg und in den USA. Sie durchlief keine klassische Keramikerausbildung. Mit dem Werkstoff Ton kam Stumpf während ihres Studiums an der Akademie der Bildenden Künste München bei Norbert Prangenberg und Markus Karstieß in Berührung. Im Jahr 2016 schloß sie ihr Studium ab.
Fasziniert von den formalen Möglichkeiten, die der Ton bietet, begann sie, das Werden und Vergehen der Natur in eigene, ja geradezu eigenwillige Schöpfungen zu transformieren.
Stumpf wurde bereits vielfach ausgezeichnet und ist seit 2020 mit einer Arbeit in der Sammlung Goetz vertreten. Das Bayerische Nationalmuseum München widmet ihr bis Ende Oktober 2023 eine Einzelausstellung mit dem Titel „Unverblümt“.
Carolin Ott
Die Künstlerin und Biologin Carolin Ott hat an der Muthesius Kunsthochschule Kiel als Meisterschülerin von Kerstin Abraham im Sommer 2023 ihren Masterabschluß erlangt. Sie verknüpft auf bestechende und überaus geistreiche Weise die Themenfelder Kunst und Naturwissenschaft, indem sie mit ihren kunstvollen Schöpfungen ein imaginäres Ökosystem entwickelt.
Vegetabile Grundformen und zoologische Baupläne amalgamieren bei ihr zu neuen Wesensformen, die naturhafte Wachstumsprozesse detailgetreu nachahmen. Der Betrachter sieht sich hybriden Wesen gegenüber, die mit ihren beweglichen Tentakeln, Zähnen, wabernden Zellen, Blütenständen, Hörnern und Schnäbeln an fleischfressende Pflanzen erinnern, und sich in installativen Setzungen Räume erobern, an Wänden emporkriechen oder auch als Solitär auf ein Beutetier zu warten scheinen.
Christoph Möller
Der gebürtige Frankfurter Christoph Möller lebt heute in Dießen am Ammersee. Er begann seine Ausbildung zum Keramiker bei Horst Kerstan in Kandern. Sein beruflicher Weg führte ihn anschließend zu Jörg von Manz nach Gottsdorf. Nach dem frühen Tod des Lehrmeisters übernahm Möller nicht nur dessen Werkstatt, sondern auch die traditionelle Geschirrproduktion und führte diese bis zum Jahr 1982 erfolgreich fort. Dann wandte er sich von der traditionellen Gebrauchskeramik ab. Seit 1995 ist er ausschließlich bildhauerisch tätig.
Als Plastiker hat er sich der Abstraktion verschrieben, ohne seine Leidenschaft für die traditionelle Keramik aus den Augen zu verlieren. In den Keramikwelten Christoph Möllers offenbart sich eine spielerisch- bedeutungsvolle Paradoxie. Seine Artefakte entziehen sich jeder klaren Definition und sind doch erfüllt von assoziativer Gegenständlichkeit.
Hans Fischer
Hans Fischer lebt seit 1983 in Passau. Mit seiner Frau Maria führt er eine eigene Werkstatt als freischaffender Künstler. Die Ausbildung zum Keramiker absolvierte er bei Jörg von Manz, bevor er in verschiedenen Keramikwerkstätten im In- und Ausland arbeitete. Der vielfach ausgezeichnete Künstler ist seit 2006 Lehrbeauftragter für Plastisches Gestalten am Lehrstuhl für Kunsterziehung an der Universität Passau. Im Rahmen eines Workshops gab er vor einigen Jahren sein Wissen auch an die SchülerInnen der Landshuter Keramikfachschule weiter.
Hans Fischer bedient sich einer breiten Palette an Ausdrucksmöglichkeiten und Techniken. Einerseits verwurzelt in der traditionellen Gebrauchskeramik, reizen ihn immer auch die bildhauerischen Möglichkeiten, die der elementare Werkstoff Ton bietet. Mit Leidenschaft verfolgt er sein Grundanliegen, den Tonklumpen, dieses urtümliche Material, zu erforschen und dessen Formbarkeit auszuloten.
Stefanie Brehm
Stefanie Brehm, Jahrgang 1980, studierte zunächst Soziologie, bevor sie sich an der Berufsfachschule für Keramik in Landshut zur Keramikerin ausbilden ließ. Ab 2006 studierte sie Kunstpädagogik und an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Norbert Prangenberg und Markus Karstieß Freie Kunst. 2022 erhielt sie vom renommierten Europäischen Keramikzentrum in Oisterwijk (Niederlande) ein Stipendium als Artist- in- Residence. Stefanie Brehm lebt und arbeitet in der Nähe von Bamberg.
Die Bildhauerin vereint handwerkliches Talent und malerische Begabung auf bestechende Weise, dreht und baut sie sich doch ihren Malgrund in Form von konvexen Scheiben und zum Teil mannshohen Tonsäulen selbst und bemalt sie mit Hilfe einer Sprühpistole. Die Künstlerin bevorzugt dabei Farben von starker Leuchtkraft. So entstehen Farbfeuerwerke von eindrücklicher Präsenz, die auch als „Rundbild“ gelesen werden können.