Toni Wirthmüller

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Malerei | Zeichnung

Eröffnung: Freitag, 29. Februar 2008, 20:00 Uhr
Es spricht: Dr. Bernhard Fischer, Altheim

01. März – 24. März 2008
do – so 14:00 – 17:00 Uhr

Führungen durch die Ausstellung
Sonntag, 09. März und Sonntag 16. März 2008, 15:00 Uhr

mit freundlicher Unterstützung
der Stadt Landshut und der Sparkasse Landshut

Toni Wirthmüllers Arbeiten basieren auf konzeptuell angelegten Bilderserien und Bildinstallationen, in denen er sich mit dem menschlichen Körper und seiner medialen Repräsentation und Vermarktung beschäftigt, Werte und ihre Wandlungen hinterfragt. Den Künstler interessieren die verbliebenen Surrogate von Körperlichkeit sowie deren Sprache, erotische Signale und Codes. Mit dem Prinzip der Fragmentierung, der Montage und Überblendung bringt er malerische Elemente wie Farbe, Ornament und Zeichnung in vielschichtige Zusammenhänge. Gegenständliche und skripturale Zeichnungslinien sowie abstrakt eingesetzte Farbspuren durchkreuzen sich so gegenseitig. Er setzt weitere Materialien ein, um Transparenzen zu bewirken, so dass sich das Bildgeschehen auf vielen Ebenen abspielen kann, dabei ermöglicht das haptische Element der Bildoberflächen und Strukturen einen sinnlichen Zugang. Bei der Entschlüsselung der Inhalte trifft man auf die Brüchigkeit und plötzlichen Schleusen, an denen sich Alltags-und Medienebenen durchdringen, den Blick öffnend für die thematischen Schichtungen wie Schönheit, Hässlichkeit, Verwundbarkeit und Vergänglichkeit.
Der 1960 in München geborene Wirthmüller lebt seit 1982 in Berlin, wo er an der Hochschule der Künste studierte. Ab Mitte der 90er Jahre war er an der UdK (früher HdK) Berlin und der Facultad de Bellas Artes in Barcelona als Dozent tätig. Von 2000-2007 arbeitete er als Lehrbeauftragter an der Bauhaus Universität Weimar.
Wirthmüllers Arbeiten wurden an zahlreichen Orten im In- und Ausland ausgestellt, zuletzt unter anderem in New York, San Francisco, Hamburg, München, Lissabon und Novosibirsk.
Christoph Tannert (Leiter des Künstlerhaus Bethanien):
„Gegenüber den teutonischen Schmerzwutgesängen hat Toni Wirthmüller diese wunderbare Gabe, mit Farbe tief zu loten und gleichzeitig elegant wie puristisch-modern Bildelemente über- und hintereinander zu schichten. Qualität kommt bei ihm nicht von Quälen. Der Augensinn wird geschont, ja oft sogar geläutert und erheitert.
Aus der Serie „Mind Loops“ stammen jene blauen Blasen, Nullen, Ovale und Gucklöcher in Acryl auf Leinwand, die von der Nichtigkeit unserer Existenz wie von der Unendlichkeit sprechen. Wirthmüller unterstreicht das Gedankenkreisen in großen Leinwandbildern, indem er Blau auf Gelb treffen lässt, und sogar Blau auf Blau (bis an die Grenze jener Dunkelzonen des preußischen Blaus, das einem Schwarz vor den Augen werden lässt).Die Serie „Incorporeal“ lässt aus Kugelschreiberwölkchen über einer Gorillagruppe, verfremdeten Reality-Erlebnissen und Denkakrobatik Materielles auf Sinnliches treffen. Ein Ornamenten-Reigen verheißt die perfekte Würze und Entspanntheit an der richtigen Stelle.
Ihre Fortführung im Medium der Zeichnung findet diese Serie in den Arbeiten, auf denen Boxer-Motive, Bierdeckel-Pin ups, Bewusstes, Unbewusstes und aus den Weiten des Internet Gefischtes in originellen Versionen Gestalt annehmen. Das abstrahierte Normale und Notate belegen künstlerische Erlebnisetappen.
Eine besonders dichte Form der Überblendung diverser Bild- und Textebenen findet sich in einem Bild mit dem Titel „Faces“ das vier Gesichter zeigt, die an das Model Kate Moss erinnern, und das aus der Serie „Flesh Factor“ stammt. Weil der Künstler einen Text des legendären, frühverstorbenen Rockstars und Lyrikers Jim Morrison mit Kohle- und Kreidestift auf die bedruckte Leinwand geschrieben hat, bekommt das Ganze etwas von einer geheimnisvollen Offenbarung. Man fühlt sich hineingerissen in einen der magischen Rocksongs, der mehr verbirgt als freigibt von geheimnisvollen Offenbarungen über Tod und Wiedergeburt, buddhistische Weisheit und uralte biblische Prophezeiungen.
Das Grenzüberschreitende und Wunderbare dieser Morrison-Songs, die verknüpft sind mit der anderen Seite des Morgen, fixiert Wirthmüller auf geradezu elektrische Weise an dem Punkt, wo sich mitten im Alltag das Tor zum Hintergründig-Provozierenden öffnet.“(aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung im GEHAG-FORUM Berlin, Juni 2006)

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