Malerei
Xianwei Zhu (geb. 1971 in Qingdao) arbeitet als Maler und schafft überwiegend monochrome Ölgemälde in den Helligkeitswerten zwischen Weiß und Schwarz, die sich durch einen fast transparenten Farbauftrag auszeichnen. Deren Motivspektrum spannt sich von stillebenähnlichen Alltagsgegenständen über panoramahafte Stadtansichten bis hin zu Szenarien menschlicher Einsamkeit in urbanen Räumen und Reflexionen über Formen der Zwischenmenschlichkeit. Er fasst dieses gattungsübergreifende Repertoire zu durchnumerierten und anonym erscheinenden Serien zusammen, die wie Mikrokosmen gesellschaftlicher Eigenheiten und Grundbedürfnisse erscheinen. Wo der britische Fotograf Martin Parr die damit verbundenen Stereotype und Klischees mit den Mitteln der Farbfotografie desavouiert, vermittelt Xianwei Zhu unter anderem etwas von der Kultur der so genannten Mitbringsel und der eigenwilligen Schönheit deutscher Eisbecher, wenn sie mit den obligatorischen Kugeln Erdbeer-, Vanille-, Schokolade und Pistazieneis samt Sahnehaube und Deutschlandflagge in dickwandigen Kristallkelchen daherkommen. Gegenstände wie diese sind in einem kulturellen Zwischenraum angesiedelt, der ebenso authentisch wie künstlich ist. Auf die eigenwillige Mischung weist Xianwhei Zhu mit Nachdruck hin, indem er den Eisbecher mit einem, in chinesischen Schriftzeichen wiedergegebenen Gedichts hinterfängt, in dem von einem König eine harmonische Landschaft beschrieben wird. Es erscheint ebenso wie der Eisbecher unplaziert, heimatlos und autark zugleich. Als bloßer Dekor ohne inhaltliche Bedeutung und Tiefenschärfe mit Blick auf Alltagskultur können diese Gegenstände nicht durchzugehen.