Kategorie: Ausstellung

Zhang Qiong Fei

Zeichnungen

Das Werk von Zhang Qiong Fei (geb 1973 in Lijang) besteht aus Zeichnungen, die in unterschiedlichen Techniken ausgeführt sind. Pinsel und Tusche sowie Kreide und Pastell gehören zu dem künstlerischen Mitteln, mit dem der sich mit der Spannung zwischen Freiheit in Nacktheit und dem Gefängnis der Totalumhüllung auseinandersetzt. Mit Pinsel und Tusche schreibt er über das Leben auf Möbeln, die augenscheinlich nagelübersät sind, behaarte Haut, Intimsphären und die Geburt als entnabelnden Auswurf, der den Säugling am Boden zwischen den Schenkeln der Mutter zurücklässt sowie als totgeweihter Ausbruch in das Leben ausserhalb des Mutterleibs, der blutig für alle Beteiligten ist. Seine Zeichnungen verdeutlichen Existentielles schonungslos: Freiheit ist keine wohlgemeinte Spende, es ist ein Kampf mit den Beschränkungen und Umhüllungen, in die man hineingeboren wird, mit denen man aufwächst und denjenigen, die man sich selbst anlegt

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Yi Sun

Glasbücher

Kern des künstlerischen Schaffens von Yi Sun (geb. 1975 in Qingdao) sind zarte, semi-transparente Buchobjekte, die in ihrer Oberfläche an Silikon und Gießharz erinnern. Diese fasst sie zu thematischen Serien zusammen. Darüber hinaus präsentiert sie sie in Form von Installationen, die das anthropologische Interesse Ephemeres und persönliche Erinnerungen dauerhaft zu bewahren, in einen narrativen Kontext einbindet. Ein weißer Stuhl steht vor einem weißen Schreibtisch, dessen Lade geöffnet ist. Darin liegen zwei Fotos eines Paares, bei denen es sich um die Eltern der Künstlerin handelt. Auf dem Tisch wiederum liegen Buchobjekte scheinbar die gleichen Fotos eingelassen sind. Hinterfangen werden Schreibtisch und Stuhl von einem Vitrinenschrank, der mit weiteren Buchobjekten bestückt ist. Seine beiden fensterartigen Türen sind schmetterlingshaft bis zum Anschlag der Angeln geöffnet. Leichtfüßig weist Yi Sun mit ihrer Arbeit darauf hin, dass persönliche Erinnerungen Kostbarkeiten sind, die in einer gewissen formalen Redaktionsstufe ihre Kraft dadurch entfalten, dass sie freigegeben werden. Ihre Versiegelung eines Textes von Friedrich von Schiller erscheint vor diesem Hintergrund programmatisch: „Seine raschen Pinselzüge schreiben, Mond und Wolken hin und all die Dinge, die an dem Trunkenen vorübertreiben. Dass er sie, die flüchtigen besinge, Dass er sie die Zierliche erleben, Dass er ihnen Geist und Dauer gebe. Und sie werden unvergänglich bleiben.“

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Xianwei Zhu

Malerei

Xianwei Zhu (geb. 1971 in Qingdao) arbeitet als Maler und schafft überwiegend monochrome Ölgemälde in den Helligkeitswerten zwischen Weiß und Schwarz, die sich durch einen fast transparenten Farbauftrag auszeichnen. Deren Motivspektrum spannt sich von stillebenähnlichen Alltagsgegenständen über panoramahafte Stadtansichten bis hin zu Szenarien menschlicher Einsamkeit in urbanen Räumen und Reflexionen über Formen der Zwischenmenschlichkeit. Er fasst dieses gattungsübergreifende Repertoire zu durchnumerierten und anonym erscheinenden Serien zusammen, die wie Mikrokosmen gesellschaftlicher Eigenheiten und Grundbedürfnisse erscheinen. Wo der britische Fotograf Martin Parr die damit verbundenen Stereotype und Klischees mit den Mitteln der Farbfotografie desavouiert, vermittelt Xianwei Zhu unter anderem etwas von der Kultur der so genannten Mitbringsel und der eigenwilligen Schönheit deutscher Eisbecher, wenn sie mit den obligatorischen Kugeln Erdbeer-, Vanille-, Schokolade und Pistazieneis samt Sahnehaube und Deutschlandflagge in dickwandigen Kristallkelchen daherkommen. Gegenstände wie diese sind in einem kulturellen Zwischenraum angesiedelt, der ebenso authentisch wie künstlich ist. Auf die eigenwillige Mischung weist Xianwhei Zhu mit Nachdruck hin, indem er den Eisbecher mit einem, in chinesischen Schriftzeichen wiedergegebenen Gedichts hinterfängt, in dem von einem König eine harmonische Landschaft beschrieben wird. Es erscheint ebenso wie der Eisbecher unplaziert, heimatlos und autark zugleich. Als bloßer Dekor ohne inhaltliche Bedeutung und Tiefenschärfe mit Blick auf Alltagskultur können diese Gegenstände nicht durchzugehen.

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Tao Yini

Ein Wuenscher Platz

Die Arbeiten von Tao Yini (geb. 1978 in Kumming) zeichnen sich dadurch aus, surrealistische Tendenzen mit Performance im umfassenden Sinn miteinander zu verschränken. Die Inszenierung einer Triologie aus Hammer, Glas mit Untersetzer und einem Bügeleisen auf einem mit einer Tischdecke überworfenen Tisch ruft den von den Surrealisten vielzitierten Ausspruch Lautréamonts von der „zufälligen Begegnung einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“ in Erinnerung. Wo die Surrealisten allerdings die steuernde Kraft des Intellekts zugunsten der reinen Intuition und des Unterbewussten auszuschalten suchten und sich zu Menschen mit Sonderstatus zu stilisieren suchten, verhält sich Yini weniger programmatisch und zugleich selbstkritischer. Ohne laute Worte vermittelt sie zum einen die Einsicht, dass Unterbewusstes und Vorbewusstes auch im Wachzustand aktiviert und thematisiert werden kann. Zum anderen initiiert und gestaltet sie neben den Performances in denen sie als Protagonisten im Vordergrund steht Kontexte, in denen Begegnungen zwischen Menschen auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden können. Dabei spielt die Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen eine ebenso große Rolle wie das gemeinschaftliche Handarbeiten. Yini schöpft aus dem Ritualhaushalt der Alltagskultur und verleiht ihm eine eigene Festlichkeit.

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Lei Yan

Flash Animation: The LAB-House

In den beiden Videoarbeiten von Lei Yan (geb. 1957 in Kumming) mit den Titel „ABC“ und „The old lab bulding“ von 2005 sowie einen von der Künstlerin verfassten Text geht es um die individuelle Dokumentation und Verarbeitung eines städtebaulichen Prozesses, der sich im Zeitraum vom Januar 2003 bis März 2005 unmittelbar vor ihrem Atelierfenster ereignet hat. Innerhalb dieses Zeitraums ist ein 1958 entstandenes Laborgebäude im Stil sowjetischer Architektur zunächst umbaut und schließlich in einer Zeitspanne von drei Tagen abgerissen worden, um dem neuen Baukomplex endgültig Platz zu machen. In einer sinnfälligen Kombination aus Standbildern und Untertiteln bringt Lei Yan ihre Verlusterfahrung zum Ausdruck. Eine über Jahre hin vertraute Umgebung hat sich im Zusammenhang von Entscheidungsprozessen, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen von ihr verabschiedet, ist vor ihren Augen gestorben. Nostalgie mischt sich in ihre Bilder und den begleitenden Text. Der nostalgische Unterton schlägt bezeichnenderweise nicht in Kulturkritik oder Pessimismus angesichts umfassender städtebaulicher Veränderungen um, die am Kern urbaner Identitäten nagen. Nüchtern merkt sie an, dass sie in der modernen Stadt noch kein Gebäude mit einer Intensität entdeckt habe, das derjenigen des Laborgebäudes gleichkäme. An die Stelle von Kulturkritik tritt die Videoarbeit „ABC“, mit der Lei Yan Energieströmen in ihrer Wandelbarkeit und Raumerschließung mit den Mitteln der computergenerierten Zeichnung und der Akustik von Hammerschlägen eine bleibende Hommage schenkt.

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Jing Fang Li

Malerei

Jing Fang Li (geb. 1973 in Hebei) widmet sich dem Thema Portrait unter Rückgriff auf Einpersonenfotografien vor leerem Grund, die über einen gemeinsamen, fragenden Titel zu einer Werkgruppe miteinander verbunden werden: Wer ist das? Diese Frage scheint berechtigt, weil es sich abgesehen von Mao um anonyme Personen handelt, die man nur wegen ihrer Kleidung bestimmten gesellschaftlichen Gruppen wie Krankenschwestern, Soldaten oder Punkern zuzuordnen vermag. Jing Fang Li hat deren Gesichter einer Operation unterzogen, die im Bereich der Zeitschriftenproduktion alltägliche Berufspraxis ist: die retuschierende Nachbearbeitung digital erfasster Gesichtszüge mit Programmen wie Photoshop. Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, wird die zu bearbeitende Zone so stark vergrößert bis die digitale Aufnahme in einzelne Pixel zerfällt und ungegenständlich wird. Jing Fang Li bricht den Arbeitsprozess bezeichnenderweise in diesem Moment ab. Sie überführt den aufgebrochenen Zustand nicht mehr in den der geglätteten Oberfläche. In dem hätte sich das philosophische Moment ihrer Hauptfrage bereits erledigt.

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Hauchun Kwong

Skulptur und Malerei

Hauchun Kwong (geb. 1965 in Hongkong) arbeitet mit um im Kontext von Schrift und Raum. Es ist eine Eigenheit chinesischer Schriftzeichen, dass sie über Jahrtausende hinweg in ihrer Form keine Veränderung erfahren haben und dadurch überzeitlich erscheinen. Die Reichhaltigkeit und Bedeutungsvielfalt chinesischer Sprache ergibt sich erst durch Artikulation und Aussprache. Durch die Technik der Kalligraphie besteht die Möglichkeit im Tun über dieses Phänomen nachzusinnen und ihm durch die Pinselführung mit unterschiedlichen Tinten und Papieren in Bahnen uralter Traditionen eine letztlich konventionalisierte Ästhetik zu geben. Deren Reiz ergibt sich daraus, dass Tradition hier als Rahmen erlebt werden kann, der meditative Ruhe verheisst und spendet. In ihren raumbezogenen Arbeiten klingt dieses meditative Moment auf anderer Ebene an. Sorgsam bearbeitete, semi-opake Metallplatten installiert Hauchun Kwong entweder schwebend auf dem Boden oder lässt sei in die Wände von weissen Räumen ein. Durch den Minimalismus ihrer Vorgehensweise erreicht sie eine inhaltliche Konkretion, die die grossen Fragen im Kontext östliche und westlicher Kultur anklingen lässt: Was ist Raum? Wie entsteht er? Inwiefern wirft er den Menschen auf sich selbst oder verweist auf anderes, das sich nicht in Spiegeln abzuzeichnen vermag?

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Chen Qiulin

Video-Installation

Chen Qiulin (geb. in Wanxian) arbeitet vornehmlich im Medium Video. Für die Arbeiten „Farewell Poem“ und „Farewell my Concubine“ hat sie sich an die Schauplätze umfassender urbanistischer Transformation in unmittelbarer Nähe ihres Heimat- und Wohnortes begeben. Sie heissen Yunyng, Fengjie, Wusham und Dachang. Alle diese Orte wurden ab Mitte der 1990er Jahre zerstört und werden in kürzester Zeit vollständig von der Landkarte verschwunden sein und dem Three Georges Dam Platz machen. In diesen Arealen wurde 1993 auch das Filmepos „Farewell my Concubine“ von Chen Kaige gedreht, das in acht Kapiteln einen Blick auf die chinesische Gesellschaft zwischen 1924 und 1977 wirft und bei den Filmfestspielen in Cannes 1993 die Goldene Palme gewann. Wenn Chen Chiulin diese Orte von jugendlichen Paaren in modischer Kleidung und traditionellen, leuchtend-farbigen Gewändern aus wehenden Stoffen durchstreifen lässt, spielt sie mit der mittlerweile doppelten Geschichte dieser Orte, denen schon ein Platz in der Filmgeschichte sicher ist. Ihr Video spielt sich in einer Atmosphäre schönen Verlustes ab. Statt anzuprangern nutzt sie die Szenerie, um Schönheit, Schönlinigkeit und Leichtigkeit hineinzukomponieren. Im Kontrast zu Modeaufnahmen, die diese Orte auch gerne aufsuchen, sind ihre Arbeiten nicht in den kommerziellen Kreislauf eingeschlossen, um in diesem aufzugehen. Sie entziehen sich auf Dauer.

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