Kategorie: Künstler

Doris M. Wuergert

Science Fiction


Fundstück Blatt 9 (belichtetes Papier)

In den Sammlungen der Staedtischen Museen in der Stadtresidenz ist die Installation „P. Lucido Scurini, der wahre Erfinder der Fotografie“ der uenstlerin Doris M. Wuergert zu sehen. Es werden Fundstuecke einer kunsthistorischen Sensation gezeigt: Die Entdeckung belichteter Papiere, die belegen, dass die Fotografie bereits im Jahre 1501 durch den Moench P. Lucido Scurini erfunden wurde. Wuergerts Installation arbeitet mit dem scheinbar dokumentarischen Charakter der Fotografie und der wissenschaftlichen Beweisfuehrung. Kernelement ist neben den Fundstuecken das Begleitbuch, welches in einem vielfaedigen Netz eine Kartographie der Ereignisse webt und die Frage stellt, wo eigentlich im Legitimierungsstreit zwischen Wissenschaft und Kunst das Reale und die Illusion zu verorten seien.
Facebook

May Snevoll von Krogh

Zwischen Traum und Ratio


„Angels trumpet and the milky moon violin“, 2010 (Ausschnitt), Mädchen: Keramik, bemalt, 135 x 50 cm

Das Kostbare, das Besondere, das in diesem Sinne Wunderbare verkoerpern die Keramikfiguren von May Snevoll von Krogh. In makellos weisser Ausfuehrung und in bezaubernden Posen praesentieren sich ihre beinahe lebensgroße Figuren – poetische Bilder einer unschuldigen Idylle. Doch diese Schoenheit ist das Einfallstor des Schreckens.
May Snevoll von Krogh bricht die Erwartungen, die sich mit dem delikaten, unschuldigen Material verknuepfen und stellt seine reine Schoenheit der absoluten, unbedingten Grausamkeit gegenueber.
Facebook

Christoph Kern

Labor der Bilder


Bilderwand (Cubic Worlds), 2011, Eitempera, Öl auf Nessel, div. Maße

Christoph Kern hat sich ganz dem Kubus als Gegenstand seiner Malerei verschrieben. Bei seinen Cubic Worlds konstruiert er die Vorlagen fuer seine Bilder mit 3D-Konstruktionsprogrammen.
Mit beinahe wissenschafticher Besessenheit benutzt Kern diese hypermoderne Technik der Bilderfindung ebenso wie den altmeisterlichen Umgang mit Farbe, um seine Wuerfel entstehen zu lassen. Er verfolgt und erprobt die computergenerierten Veraenderungen der Wuerfelwelten, bis sie einen Punkt erreicht haben, wo sie eine stimmige Gueltigkeit erlangen. Dieser Zustand wird dann als Bild festgehalten, auf Leinwand uebertragen, bevor der bilderzeugende Prozess wieder aufgenommen wird.
In animierten Filmen wird dem Betrachter eine Moeglichkeit gegeben, die Transformation und Evolutionen der bildnerischen Welten Christoph Kerns nachzuvollziehen.
Facebook

Christoph Hessel

Nothelfer – die Praesenz des Wunderbaren


„Altäre für Nothelfer“, 2011, Farbradierungen

Zur Kunst- und Wunderkammer gehoerte das Wunderbare. Fuer Wunder zustaendig waren und sind die heiligen Nothelfer.
Christoph Hessels neue Nothelfer tragen nicht mehr das haerene Gewand des Asketen, sind nicht umweht von der Tragik einer gemarterten schoenen Seele. Es sind Narren, Versehrte, Irrende, Despoten und Verfuehrer, Mutanten und Wiedergaenger, welche sich in surrealen Landschaften bewegen: gequaelte Zeugen einer Zeit, der es an alten und neuen Schrecken nicht mangelt.
So, wie sich die klassischen Heiligen gerade in ihrem Scheitern als Nothelfer angeboten haben, so dienen sich auch diese Gestalten als Begleiter durch eine bedraengende Gegenwart an.
Facebook

Klaus Heid

Khuza – ein Mythos aus Sibirien


Diverse Objekte in Vitrine – aus der Ausstellung „Staging Dokumentary“, 2011, lothringer13_halle, München

Im Jahre 1995 unternahm der Frankfurter Künstler Klaus Heid die erste und bisher einzige Khuza-Expedition nach Sibirien. Auf der Insel Olkhon im Baikalsee entdeckte er die Spuren der sagenumwobenen Khuza-Kultur, , deren Vertreter sich die Erde als Ring vorstellten. Ihr Leben war von der Suche nach der fehlenden Mitte bestimmt. In der Ausstellung werden die Ergebnisse einer außergewöhnlichen Forschungsarbeit dokumentiert, die auf der Basis der suggestofiktiven Methode durchgeführt wurde: das Alltagsleben der Khuzas, ihre Sitten und Gebräuche. Die Dokumentation, die zu einer feuilletonistischen Schlacht um die Frage der Grenzen wissenschaftlicher Fälschung im Rahmen der Kunst führte, hat an Brisanz nichts verloren.
Facebook

Tina Haase

Stratigrafie


„Stratigrafie 2“, 2012, Karton (Puzzleteile), Klebstoff, 30 x 45 x 35 cm (Foto Eberhard Weible)

In einer Ethnographie des Trivialen befragt Tina Haase allaegliche Dinge und Raeume nach ihren besonderen Qualitaeten. Zuweilen waehlt sie auch ihren eigenen Alltag zum Forschungsgebiet, etwa das Ausfallen ihrer Haare.
Statt diese nun zu archivieren, zu vergleichen, zu zaehlen, fischt sie sie wieder aus dem Sieb, wo sie wie von selbst ineinander verflochten wurden, und fuegt sie zu froehlichen Schwaermen von zarten, durchscheinenden Quallentieren.
Dieser spontane Zugriff auf die Welt kommt auch in ihren Stratigrafien zu Tage. Anstatt sich den quaelenden Fragen zu stellen, welche Puzzleteile zusammen gehoeren, backt sie alle Teile verschiedener Landschaftspuzzles zu einem einzigen Gebilde zusammen, das zum Bild von Landschaft, zum Bild von Welt gerinnt.
Facebook

Loek Grootjans

Erinnerungsspuren

Starke Emotionen loesen die Installationen von Loek Grootjans aus. Der niederlaendische Kuenstler und Philosoph kreist in seinen Arbeiten um die Frage, was von einer vorübergehenden Existenz bleibt, was von ihr festgehalten oder gespeichert werden kann.

Aus gesammelten Relikten versucht er, die Bestandteile einer Existenz, gleich einer kuenstlerischen DNA, zu entschluesseln. In seiner aktuellen Arbeit, welche zum Zyklus „Storage for Distorted Matter“, also „Speicher fuer verwandelte Materie“ gehoert, ließ er vorab in der Neuen Galerie die Waesche seiner verstorbenen Eltern waschen und das Wasser des ersten Waschgangs aufsammeln und auf Flaschen ziehen. Diese werden aufbewahrt, bis es eines Tages vielleicht ein Verfahren geben wird, diese Materie zurückzuverwandeln.
Facebook

Christian Frosch

Malereiforschung

„panta rhei“ 5 aus 1 (1/5-5/5), 2011, Mischtechnik, Sockel, Glashaube, fünfteilig, je 112 x 30 x 30 cm (Ausschnitt)

Malereiforschung ist der Ausgangspunkt fuer die Arbeiten des Malers Christian Frosch. „Zur Forschung“, sagt Christian Frosch, „gehoert das Atelier als Labor, als Ort der Versuchsreihen bis hin zur Produktion.“ Die Untersuchungen zu den originaeren Themen der Malerei – also zur Farbe und ihren noch unbekannten Eigenschaften und Verhaltensweisen, ihrer Korrelation zum Werkzeug, zu Pinsel und Leinwand – werden in immer neuen Versuchsanordnungen durchgefuehrt und in eigens dafuer konstruierten Konstellationen zur Schau gestellt. Die Untersuchungen geben ihr Ergebnis in einer Laborsituation wieder, machen sie neu erfahrbar. Immer geht es dem forschenden Maler Christian Frosch um die Frage „Was ist Malerei?“

Facebook

Heribert Friedl

nonvisualobjects


„o .T. (Landshuter Spuren)“, 2012

In Heribert Friedls Installation ist fast nichts zu sehen, dafuer umso mehr zu riechen.
Durch den kleinen Raum in der Rathausgalerie zieht sich ein kaum sichtbares Band, eine Lasur, die Friedl auftraegt als Untergrund fuer die Duefte, mit denen er beim Besucher Sehnsuechte wachrufen, und Assoziationen und Empfindungen ausloesen will. Mit dem Betreten des Raumes wird der Besucher Teil der Installation oder vielmehr die Gerueche werden Teil von ihm: Sie verbinden sich mit seinen Erinnerungen, loesen Empfindungen aus, und generieren moeglicherweise sogar Impulse, die den Besucher zu Emotionen, Aeußerungen und Handlungen bewegen.
Facebook

Judith Egger

Stoerfall

Eine skeptische Haltung gegenueber dem absoluten Welterklaerungsanspruch der Wissenschaft spricht aus Judith Eggers Installation „Stoerfall“.

Egger, aus einer Wissenschaftler-Familie kommend, installiert eine apokalyptische Anordnung – das Institut nach dem GAU. Das Personal ist verschwunden, alles ist von Staub und undefinierbaren Organismen ueberzogen.
Aus der Ordnung und der Zeit enthoben, wirkt die Installation wie eine Stoerung unserer gesicherten Anschauungen und Vorstellungen, und verweist auf die Moeglichkeit, manches auch anders zu denken.
Facebook