Kategorie: Archiv

Judith Lipfert | Oerni Poschmann

Gesaegte Zeichnungen

JUDITH LIPFERT / ÖRNI POSCHMANN
Gesägte Zeichnungen
Eröffnung: Freitag, 15. Juni 2007, 20 Uhr
Einfuehrung: Helmut Wartner
Ausstellungsdauer: 16. Juni – 8. Juli 2007
Do – So 15 – 18 Uhr

 

Eine in Gütersloh geborene Judith Lipfert und der Berliner Örni Poschmann leben und arbeiten seit 1996 als freischaffende Künstler in Aham bei Landshut – Örni Poschmann als Holzbildhauer, Judith Lipfert als Zeichnerin und Objektkünstlerin, die eine Meisterprüfung im Keramik-Handwerk absolvierte, bevor sie an der Kunstakademie Nürnberg bei Norbert Prangenberg studierte.
In der Neuen Galerie Landshut zeigen die beiden eine Gemeinschaftsarbeit, für die sie vor gut einem Jahr beim 9. Intersalon in Tschechien mit einem Preis ausgezeichnet wurden: „Gesägte Zeichnungen“.
Ausgehend von freien, assoziativen Zeichnungen Judith Lipferts entstehen Holzobjekte, in denen Örni Poschmann mit der Motorsäge ausgewählte Arbeiten Lipferts neu interpretiert und in Pappelholz in die dritte Dimension übersetzt.
Diese Objekte werden dann wiederum von der Künstlerin farbig gefasst und so in eine neue Darstellungsebene gebracht, welche mit den ursprünglichen Zeichnungen in Korrespondenz tritt und einen weiten Assoziationsraum für den Betrachter eröffnet, der oszilliert zwischen dem feinen Liniennetzwerk und den kreatürlichen Figurationen von Lipferts Zeichnungen und den grob gesägten, eine absurde Funktion oder eine unbekannte biomorphe Existenz bezeichnenden Objekten Poschmanns.
Dabei bekommt der Begriff „Gesägte Zeichnung“ eine doppelte Bedeutung: Zum einen sind es Zeichnungen Lipferts, die der Bildhauer Poschmann mit der Säge als Skulptur entstehen lässt; sodann aber sind es Sägeobjekte Poschmanns, die zu Bildträgern von Lipferts Überzeichnungen werden.
Im unteren Stockwerk zeigen die Künstler je eine große Bodenarbeit:
Poschmann einen „Teppich“ aus gesägten Holzmodulen, Lipfert eine weitflächige Keramikarbeit mit dem Titel „Getränkeröhre“, für die sie mit dem Förderpreis der Nassauischen Sparkassen ausgezeichnet wurde.

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Ingrid Flohry | Doris M. Wuergert

wirklich unwirklich

wirklich unwirklich

Malerei, Installation, Fotographie, Film

Eröffnung: Freitag, 26. Januar 2007, 20 Uhr
Einführung: Heinz Schütz, München
Ausstellungsdauer: 26. Januar – 18. Februar 2007
Do – So 14 – 17 Uhr

 

Ingrid Flohry und Doris M. Wuergert


In den Arbeiten von Ingrid Flohry und Doris M. Würgert liegt eine Spannung zwischen Objektivation und Fiktion, dem Verhältnis von Sichtbarem und Unsichtbarem, der Rückkopplung von Virtuellem und Realem. Es geht um die Verunsicherung aller medial suggerierten Geschichten von der Wahrheit – auch von der Wahrheit der Bilder.
Die Installation Doris Würgerts besteht aus zwei gegenüber an die Wand gebeamten Videoprojektionen: Sprechende, aber stumme Münder. Junge und alte, weibliche und männliche Lippenpaare artikulieren Worte, deren Bedeutung auch nicht von der akustisch wahrnehmbaren Tonmontage enthüllt wird. Die Folge ist: Das Sprechen zeigt sich als körperlicher Akt; das Gesprochene – das Lügengedicht “Dunkel war’s der Mond schien helle“ – bleibt verborgen. Und selbst dann, wenn das Gesagte hörbar wäre, entpuppte sich sein Sinn als Unsinn – offensichtlich muss, was verbal verstanden wird, nicht verständlich, sprich: vernünftig sein.*
trotz allen Bemühungen um rationale Durchdringung der Ursachen und Bedingungen unserer individuellen wie gesellschaftlichen Existenz eine ganze Welt existiert, die sich dem begrifflichen Zugang entzieht, die uns aber ebenso nachhaltig prägt wie jene, die wir durchschauen, ist der Ausgangspunkt der Bilder und Objekte von Ingrid Flohry.

Wiederkehrende Motive wie Turm, Labyrinth und Tunnel beschreiben den Eintritt, die planmäßige Darstellung und die Durchdringung eines Teils des Weges durch diese Welt, auf dem Transformationen der Wahrnehmung stattfinden, deren Ergebnisse sich etwa in Form von Schießscheibe und Revolvertrommel manifestieren.

Ingrid Flohry

Ein Oxymoron, also eine Sprachfigur, welches auf dem Gegensatz zweier widersprüchlicher Begriffe beruht, bildet den Titel dieser Ausstellung:
„WIRKLICH UNWIRKLICH“
Es geht also um die Spannung zwischen dem, zumindest scheinbar, Objektiven und der Fiktion, dem Verhältnis von Sichtbarem und Unsichtbarem, der Rückkopplung von Virtuellem und Realem.

Allerdings steht zunächst im Mittelpunkt der Ausstellung das Alltägliche, das uns scheinbar so Vertraute, ja das beinahe schon Banale: die Krawatte, der Trichter, der Tunnel… – wobei der Tunnel durchaus bereits eine zwiespältige Besetzung hat zwischen Begrenztheit und Flucht, zwischen Beklemmung und Ausweg.
Ingrid Flohry gestaltet die eng begrenzten Tunneleinblicke in einer flüchtig-delikaten Malweise mit Aquarellfarbe, was unserer Erwartung widerspricht, denn die meisten von uns kennen solche Ausblicke von den ersten Computerspielen, also über die mediale Vermittlung. Wo aber dort die vollmundige, aber falsche Versprechung lautet: „What you see is what you get!“ ist bei Ingrid Flohry das Sichtbare noch lange nicht das Objektive. Erst die Vorstellungskraft des Betrachters entfesselt die Sogwirkung des Bildes, die ihn in ihre Dynamik hineinzieht und auf einen Weg, eine Reise schickt, in der die Ebene der rationalen Durchdringung von Ursachen und Bedingungen verlassen wird. Dann werden die Trichter, wie der Kaninchenbau bei Lewis Caroll, zu Eingängen in eine Welt, die sich dem begrifflichen Zugang entzieht, die uns aber ebenso nachhaltig prägt wie jene, die wir durchschauen.
Hier führen die Dinge ein Eigenleben: Krawatten etwa schlingen sich umeinander, bilden Muster, spielen mit einer Kugel, formen sich zu Zeichen, die sich nicht deuten lassen. Der spielerische Eindruck enthält so zugleich etwas Befremdliches, und nicht erst seit einem kürzlichen Welt-Ereignis wissen wir, dass sich Schlingen nicht nur um Kugeln, sondern auch um einen Hals wickeln lassen.

Nun war es schon immer das Bemühen jeglicher Zivilisation, die Grenze zwischen Chaos und Ordnung, zwischen der wildwuchernden Natur und der gestalteten Kultur zu errichten und zu verteidigen, und es ist Aufgabe der Kunst, diese Grenze fließend zu halten, auf dieses Jenseitige, Andere, Transzendente hinzuweisen. Unglaubliche 232 Knoten weist ein britisches Krawattenhandbuch für dieses einmal gefaltete schmaleTuch auf, wobei das einfache, wilde Herumwickeln nicht verzeichnet ist.
Wenn selbst ein solches Utensil schon einer solchen Bändigung bedarf, wie viel mehr dann die Bereiche, die noch unzugänglicher in uns selbst liegen.
Unser Aggressionspotential etwa wird kanalisiert durch die Einrichtung von Schützenvereinen, die nun ihr Projektil auf Schützenscheiben abfeuern und danach ihre Waffe wieder brav in die dafür vorgefertigten Stanzungen stecken.
Aber all die Futterale, Etuis, Strukturen und Ordnungen, die das Wuchernde in Form bringen, das Befremdliche in den Griff bekommen, dem Bedrohlichen kontrollierbare Orte zuweisen sollen – sie sind in der Welt, in die uns Ingrid Flohry führt, unwirksam. Hier verspüren wir eine beinahe surreale Bedrohung durch die Dinge, wie in unseren Albträumen verlassen sie ihre ihnen zugewiesenen Ordnung, sprengen sie ihre Dimensionen und gewinnen, wie die Revolvertrommel, eine traumhafte Präsenz, die uns in der Schwebe zwischen schauderndem Zurückweichen und unwiderstehlicher Anziehung halten.
Nicht zuletzt sind die Arbeiten Ingrid Flohrys auch eine Reflexion des künstlerischen, kreativen Prozesses schlechthin; auch dieser entwickelt, wie ein Tunnel, wie ein Labyrinth einen schwer zu widerstehenden Sog; es ist zwar nicht klar, wo er hinführen wird, was einen um die nächste Biegung erwartet, doch gibt es keinen Irrweg, keine Sackgassen, sondern eine dynamische Führung, der immer eine zwingende Folgerichtigkeit zugrunde liegt.

Und wenn das Labyrinth im tragbaren Sperrholzkasten auf dem Deckel die Aufschrift „Non Vego Unde Esca“ – „Ich sehe keinen Ausweg“ trägt, so ist dies ein beinahe noch schöneres Oxymoron als der Titel der Ausstellung „wirklich unwirklich“.
Was wirklich ist angesichts aller medial suggerierten Geschichten von Wahrheit und Wirklichkeit, das ist das Thema dieser Ausstellung. Wenn man sich das Einladungskartenmotiv betrachtet, so erinnert es an unsere alten pragmatischen Vorfahren, die die Wirklichkeit als „an Hund sein Schwoaf sein Schatten“ betrachteten, und sie waren damit nicht weit entfernt von den griechischen Philosophen, die eines Menschen Welt als den Traum eines Schattens bezeichneten. An die Schwelle dieses Traumes führt uns Ingrid Flohry – und darüber hinaus.

Franz Schneider

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Michael von Brentano

Skulptur und Installation

Eröffnung: Freitag, 02. März 2007, 20 Uhr
Einführung: Franz Schneider

Ausstellungsdauer: 03. März – 01. April 2007
Do – So 14 – 17 Uhr

Führung durch die Ausstellung:
So, 25. März und So, 01. April, jeweils 15:00 Uhr

Abb.: Friedliches Stück, (Detail),2004, Eichenholz, Seidenblumen,160 x 28 x 18 cm (Fotografie: Siegfried Wameser, München)

Betritt man diese Ausstellung im ersten Stock, so ist man zunächst etwas irritiert: Diese Objekte bestehen aus Versatzstücken dessen, was unsereins mit Kitsch bezeichnen würde – Rehlein, künstliche Seidenblumen, Vergoldungen; Banales, wie wir es aus den Souvenirläden des bayerischen Touristenorte kennen

Zugleich aber übt die besonders sorgfältige Behandlung des bildhauerischen Materials, in das diese Versatzstücke eingearbeitet sind, eine Faszination aus und einen großen ästhetschen Reiz. Ja es ist vielleicht gerade dieser Kontrast, diese Kombination aus Kunst und ja – Natur- und vielfach gebrochenen Naturbezügen, die uns festhalten, fesseln und irritieren zugleich.

Gehen wir in den zweiten Stock, so treten wir in der Entwicklung dieser Arbeiten zugleich chronologisch zurück als auch verstehend näher. Hier gewährt uns der Künstler Michael von Brentano einen Einblick in seine Verfahrensweise, ja in seine künstlerische Haltung.
Was auf den ersten Blick wie ein verlassenes Basislager einer Expedition wirkt, erlaubt uns einen Blick auf die Arbeitsweise des Bildhauers.

Tatsächlich ist die Arbeit Michael von Brentanos eine forschende, schauende, erfahrende, und dann auch sammelnde und archvierende. Seine Objekte, wie die im ersten Stock, sind dann der Ertrag und die künstlerische Bearbeitung von Naturbegehungen. Er beobachtet mit fremdem Blick die uns scheinbar vertraute Natur und nimmt Details wahr, die dem eingewöhnten Blick entgehen.
Dabei ist es kein naturwissenschaftliches Interesse, die seinen Blick auf die Schichtungen, Strukturen und Objekte lenkt. Es ist eher ein kontemplatives, stilles Spurensammeln, ein Akt des Verstehens der Landschaft – und damit auch der Heimat, der Idylle, der seelischen Landschaft – durch die sinnliche Erfahrung ihrer Mikrostrukturen. (Abgießen, Abdrücke, Fotos…)

Im Lager des Bildhauers zeigt uns das kleine Tischchen eine Sammlung von Funden, drei Stapel von Schwarzweißaufnahmen, von Augen-Blicken, die fotografisch festgehalten wurden, teils von ihm selbst, teils aber auch aus bestehenden Archiven entnommen. Sie zeigen Menschen vor Landschaften, Landschaften ohne Menschen und Landschaftsstrukturen. Daneben finden wir Abgüsse scheinbar alltäglicher Funde – abgegossene Elemente aus der oberbayerischen Landschaft, ein Kuhfladen, ein zwieseliges Stammstück einer Fichte und Astgabeln in Form von Schwemmholz.

Wobei es auf die Kategorien ankommt, nach denen gesammelt wird, und bei Michael von Brentano betreffen sie die sinnliche und ästhetische Aneignung von Landschaft und deren künstlerische und damit distanzierende, durchaus auch hin und wieder ironisierende Verarbeitung und Aufbereitung.

Nun kommen wir ja bereits mit den Eindrücken aus dem unteren Stock herauf und haben die Bilder der ungewöhnlichen Gegenstände im Kopf, die an den Wänden hängen, also Herzen mit Hirschgeweihen oder vergoldeten Schweineschnauzen unter einem Glassturz. Auch hier befindet sich in einem Glassturz ein Herz, auf dessen Außenhaut sich der Abdruck eines Edelweißes befindet. Das mag in der Tradition dadaistischer Montagen stehen, gerade wir Landshuter aber fühlen uns dabei auch an die Kunst- und Wunderkammer auf der Burg erinnert, also an die Sammlung von Raritäten und Kuriositäten eines Renaissance-Fürsten.

Natrülich war dessen vorwissenschaftlicher sammelnder Blick, der Naturalien wie Artefakte gleichermaßen sammelte, nicht unverstellt, sondern verdeutlichte ein allegorisches Verständnis von Natur, das stark von dem Bildrepertoire der Bibel und der antiken Mythologie geprägt war.
Das sollte uns heute aber nicht mit einer unbegründeten Überheblichkeit erfüllen: Auch unser heutiger Blick auf die Natur ist von vielen Stereotypen verstellt – wir haben eine bestimmte Vorstellung von Natur, und entsprechend fassen wir sie auf – und verkennen dabei die „Natur“ des Betrachteten. Der schwarze Kasten, auf der Staffelei könnte dafür sinnbildlich sein: Sein Loch lässt Licht auf die weiße Innenwand fallen, es entsteht möglicherweise ein diffusses Bild, wie bei einer Camera Obscura. Dieses Bild wenn wir aber zu betrachten versuchen, verdeckt unser verstellender und verstellter Blick das einfallende Licht und wir erkennen nur Dunkelheit.

Kunst- und Wunderkammern werde heute nicht mehr angelegt.

Mit der Entwicklung der neuzeitlichen Wissenschaft übernahmen andere Begriffe und Theorien die Kategorisierungen des Sammelns, bevor die Natur als Sammelobjekt mit der sie beherrschenden Industrialisierung und Technisierung mehr und mehr an Bedeutung verlor. Heute ist uns Natur das Verlorengegangene, Projektionsfläche unserer Wehmut und der Verklärung – und, mehr und mehr, trotz oder wegen aller Kulturierung – Ort und Zustand der Bedrohung.
So führt uns die große Schwarz-Weiß- Projektion Michael von Brentanos nicht nur dessen Arbeitsfeld und Vorgehensweise vor Augen, wir können nicht nur dem Künstler bei seiner Sammelarbeit begleiten, den Blick seines Schauens auf Pflanzen, Wasser, Wälder durch die Kamera einnehmen. Hin und wieder erscheint der Künstler selbst im Bild, von einer anderen, fremden Hand gefilmt, und die Schnitte, die Direktheit, die Bewegtheit der Handkamera lassen den Ort des Geschehens selbst fremd erscheinen, bedrohlich wie einen blair witch forest, der weit entfernt ist von einer reinen, bechnittenen Idylle.

Aber verlassen wir dieses Basislager des Bildhauers, in das wir beinahe wie zufällig eingedrungen sind und durch das wir uns wie durch eine vertraute und zugleich fremde Landschaft bewegt haben. Während wir hier (dort) eine hochkomplexe und in ihrer Reduzierung auf die Nichtfarben Schwarz und Weiß auch ästhetisch hochkonzentrierte Reflexion des Bildhauers über die Grundlagen seiner Arbeit vor uns haben, treffen wir im unteren Stock auf die Objekte, die aus dieser konzeptuellen künstlerische Arbeit dann durch Verfremdung, ästhetische Aufladung und Poetisierung entstehen.

Fundstücke aus der Natur werden bearbeitet, gefärbt, neu geformt und kombiniert – oder es werden Naturformen in fremdem Material imitiert. So ist das „friedliche Stück“ eine geradezu unglaubliche Kombination aus einem einer großporigen Bodenstruktur edel nachgebildeten Stück Eichenholz und einer Serie billiger Seidenblumen, in der sich Kitsch und Kunst zu einem still oszillierenden Feld des Nachdenkens über Natur verbinden.

Dabei ist es nicht so, dass im „friedlichen Stück“ der Begriff der Idylle mit seinen emotionalen Werten wie Natur, Heimat, Tradition vom Künstler diskreditiert werden würde. Im Gegenteil: Die Rehlein auf dem mit künstlichen Blumen übersäten, eine sanfte gewellte Landschaft bildenden Stück Edelholz sprechen uns an und zielen über unsere Stereotypen und vorgefassten Bilder von Natur auf unseren emotionalen und sentimentalen Erinnerungsspeicher und setzen ihn frei. Wobei auch der Begriff Sentimentalität hier nicht wertend gemeint ist: Sentimentalität, sagt Graham Greene treffend, nennen wir die Gefühle, die wir nicht teilen.

Für uns sind diese Gefühle äußerste Preziosen, die uns bezaubern, die unsere persönlichen Wunderkammern füllen, die uns wieder mit der Natur verbinden.

Michael von Brentano gibt diesen Naturverbindungsobjekten – die uns also mit der Natur verbinden, die aber auch in ihrer surrealen Montage verschiedene Aggregats- Begriffs- und Materialzustände von Natur miteinander verbinden – er gibt ihnen diese Preziosität wieder zurück, indem er sie unter Glasstürze setzt, wie Devotionalien behandelt, eine Kunst- und Wunderkammer nach seinen eigenen, neuen Kategorien aufbaut.

Dabei verbinden sich in den künstlerischen Neuschöpfungen intellektuelle Ironie und surreale Magie zu faszinierenden Montagen und Mutationen, die durch poetische Titel wie: „Die glücklichen Tage sind vorbei“ oder „Damals, als alles noch in Ordnung war“ eine weitere assoziative Ebene eröffnen. Nicht zuletzt weisen diese Titel die Sprache als ein weiteres schöpferisches Mittel und als Material der Selbstreflexion in der Kunst Michael von Brentanos aus. Im Lager des Bildhauers dient das Igluzelt, das eine Bespannung aus Malerleinwand trägt, als Schutzhülle für einen Videofilm, in dem der Künstler selbst in Form eines Brustporträts zu sehen ist und sich bei jeder Sequenz um 90 Grad weiter um sich selbst dreht. Zu jeder Sequenz spricht er markante Aufforderungen an den Betrachter, wie z. B. „Sprechen Sie laut und deutlich“ oder „Diese Rede können Sie so nicht im Raum stehen lassen“. Es handelt sich um sehr plastisch wirkende, sprachliche Ausdrucksformen, die aber leicht zu Stereotypen, zu Floskeln verkommen können. Auch hier also besteht wieder die Gefahr, dass etwas Lebendiges und Flüssiges erstarrt.

Und dieses Offenhalten der Grenze zwischen dem Lebendigen, Natürlichen und dem Erstarrten, ist das künstlerische Feld, wo sich der Künstler Michael von Brentano bewegt, an der Grenze oder in dem freien Raum zwischen Gewachsenem und Hergestelltem, zwischen poeisis und techne, die sich in der künstlerischen Arbeit zu etwas Drittem vereinen können, was wir heute hier sehen, und was keiner Worte mehr bedarf.

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Jakob Kirchheim | Christoph Mauler

Linoldrucke [und] Filme | Bilder [und] Objekte

Eine Ausstellung von Jakob Kirchheim und Christoph Mauler
14. April bis 6. Mai 2007
Eröffnung: Freitag, 13. April, 20 Uhr

Kinoptikum, 6. Mai, 19 Uhr: Kurzfilme von Jakob Kirchheim (Berlin) und Hanna Nordholt/Fritz Steingrobe (Hamburg)

 

Linoldrucke [und] Film | Bilder [und] Objekte

Kirchheim / Mauler

„Baumarkt-Malerei“ betitelte eine Zeitung die Ankündigung dieser Ausstellung, und man ist hoffentlich nicht enttäuscht, wenn man vergeblich nach Arbeiten in Serviettentechnik, Seidenmalerei oder Window-Colors sucht.
Dennoch: der Baumarkt als Materiallager und heimlicher ästhetischer Wertmaßstab spielt durchaus eine Rolle in dieser Ausstelllung. Bodenbeläge, Treppen, Kamine sind nicht nur Sujets, die wir in Christoph Maulers Bildern und Objekten wiederfinden. Auch das dabei verwendete Material wie gängiges Fugenacryl, Spachteln, Modellkarton, ist dem Baumarkt entnommen und nicht den Hochglanzkatalogen für Künsterbedarf. Allerdings: wo die Baumarktmalerei der Aufhübschung des oft tristen Alltags dienen soll, so ist gerade dieses Alltägliche, Beiläufige, ja beinahe Banale der Untersuchungsgegenstand Christoph Maulers.In seinen Arbeiten setzt er rigoros Alltägliches, wie Fußböden, Bretter, Fugen  um in bildnerische Objekte, gestaltet modellhaft weithin unbeachtete Umgebungsvariabeln, wie z.B. Reklametafeln oder Treppenhausfenster, deren Konstruktionsprinzipien als Form er offenlegt.

Diese Offenlegung gilt auch und gerade dort, wo uns manche Arbeiten aus der Ferne geradezu wie Illusionsmalerei erscheinen, die eine unheimliche Tiefenwirkung haben, die unsere Wahrnehmung ins Unendliche schicken wollen.
Geht man näher hin, so erkennt man das Gestaltungsprinzip, die Gitterstruktur, auf der die Kartonmodule kleben oder den rüden Farbauftrag, der das Fugenacryl geradezu reliefhaft auf der Leinwand schichtet, und den Witz, dass dieses Fugenacryl erst dort, wo es nicht aufgetragen wurde, die Fuge formuliert.  Ganz nebenbei wird so die Frage formuliert, was eigentlich ein Bild zum Bild macht.

Nicht nur so vermeidet Christoph Mauler jede Form der Sublimierung, sondern auch durch die Hängung der Bilder, die sich gegenseitig begrenzen und stören und so dem Erhabenen keinen Raum lassen.
Gegen die aufgeblasene Ästhetik der Event- und Konsummaschinerie, die das Bild, das Kunstwerk für ihre Zwecke instrumentalisiert,  steht hier so die betonte Beschränkung auf das Lapidare, Unprätentiöse.

„Unsere Zeit ist so aufregend, daß man die Menschen eigentlich nur noch mit Langeweile schockieren kann“, meinte schon Samuel Beckett, der heute vor 101 Jahren geboren wurde, und der wusste, wovon er sprach.
Gegen den Malstrom der unaufhörlichen Sinnesbombardierung setzt Christoph Mauler ein ruhiges, schauendes Innehalten, Wahrnehmen und Gestalten gerade des Alltäglichen, das uns umgibt.
In den Kartonobjekten etwa wird es befreit von seiner gewohnten Umgebung und mit einer neuen, sinnlichen Materialität ausgestaltet.
Durch das Übereinanderkleben mehrerer Kartonschichten ensteht  eine neue Form von Realität, und der Spiegel, die Treppe, der Kamin fungiert für die assoziative Wahrnehmung des Betrachters, wie ein Votivgegenstand, als Versicherung der Welt und deren kurzzeitige Überschreitung,  als Anker und Segel zugleich, und gibt ihm eine Autonomie des Wahrnehmens zurück.

Diese Re-Autonomisierung des Subjektes, die bei Mauler in der Konzentration auf das Beiläufige, das Lapidare, das Naheliegende geschieht, findet bei Jakob Kirchheim statt über die subjektive Wahrnehmung erfahrener oder vorgesetzter Wirklichkeit, wie sie etwa in der medialen Vermittlung von Sachverhalten, wie geopolitischen Themen oder zeitgeschichtlichen Vorgängen geschieht und die sich in Kirchheims Arbeiten immer wieder in indirekter, oft schriftlich verklausulierter Form  äußert.
Dabei wirken solche stark mit Bedeutung aufgeladenen Themen und Orte wie etwa New Orleans nach der Flut, die mexikanisch-amerikanische Grenze oder Bagdad-City nicht als Sujets tagespolitischer Betrachtung, sondern mehr als Protagonisten von vermittelter Bedeutung und mittelbar erzeugter Haltungen.
Obwohl gerade die als „politisch“ zu bezeichnenden Arbeiten immer auf der Basis gründlicher Recherche entstehen, werden sie dann bewusst verändert, reduziert, collagiert und in einem Zwischenbereich von Fiction und Non-Fiction belassen, wo sie sich als abstrakte bildnerische Netzwerke wie auch als politisch konnotierte Kommentare lesen lassen.
So ist etwa der Plan von Sadr City keineswegs maßstäblich richtig und in sich schlüssig, sondern besteht aus der Zusammenballung dreier Epizentren der Stadt, darunter die von Gropius gestaltete Universität; der Plan Bagdads besteht nur aus einer Collage der zahlreichen Autobahnkreuze und Verkehrsströme.

Diese ausgesprochene Uneindeutigkeit betrifft auch den materialen Charakter der Arbeiten selbst: wo sie bei Mauler im Grenzbereich zwischen Malerei und Objekt stehen, bewegen sich bei Kirchheim die auf Stoff gedruckten und auf Keilrahmen aufgezogenen Arbeiten im Schwebezustand zwischen Druck und Malerei. (Abziehen)

Ein ähnlicher Zwischen-Zustand, nämlich der des Reisens, liegt
der Serie von Linoldrucken zu Grunde, die nach Zeichnungen bei Autobusfahrten in Spanien entstanden. Das schnelle Skizzieren von Wahrnehmungsfragmenten, aus der Bewegung heraus, das Ineinanderfließen von Landschaftseindrücken, von äußeren Verkehrssituationen und Bus-Innerem kennzeichnen diese Zeichnungen.

Deren spontaner Charakter wurde später ohne nachträgliche Glättung präzise auf Linolplatten übertragen. Gerade das „Verzeichnete“, das zwischen Abstraktion und Figürlichkeit Schwebende, gibt die Gleichzeitigkeit der Sinneseindrücke dieser Busreisen in ihrer Komplexität wieder. Diese Entstehungsweise beharrt auch  eigensinnig auf der Wiedergewinnung einer subjektiven Wirklichkeit durch die unverstellte Wahrnehmung.
Natürlich ist sich Jakob Kirchheim der Problematik eines solchen Ansinnens bewusst: Was wir als subjektive Wahrnehmung wähnen, ist oft gefiltert durch Wahrnehmungsmuster, geprägt von persönlicher Erfahrung wie vom medialen Bilderstrom.
Kirchheim unterläuft dies, in dem er sich aleatorischer, also zufälliger Verfahren als Grundlage für seine Linoldrucke bedient, wie etwa in der Serie Pflatsch, welche die Klecksränder von Monotypien und deren Überschneidungen exakt auf die Platte überträgt, oder bei der „Putz-Kolonne“, deren Strukturen auf der Grundlage einer automatisierten Wachsstiftzeichnung, gleichsam einer „ecriture automatique “ entstand, wie wir sie von Henri Michaux kennen.
Ähnliches finden wir durchaus auch in den Zeichnungen der Busreise.
Wenn Kirchheim also hier einen subjektiven Bewusstseinsstrom einsetzt, so ist dies gleichwohl kein manichäisches Schwarz-Weiß-Ausschlussverfahren gegenüber einer überkodierten, medial vermittelten Wirklichkeit, sondern vielmehr deren Aneignung mit Hilfe eines künstlerischen Prozesses, der sich eben dieser Bilder bedient, um eine künstlerische Wirklichkeit zu schaffen.

Dies gilt ebenso für Christoph Mauler. Beiden Künstlern geht es um Strukturen und Formen, die sie aus Fotos, Plänen, Filmstills, aus Gebrauchsobjekten oder architektonischen Situationen ableiten oder im bildnerischen Prozess erzeugen.
Gemeinsam ist beiden im Ergebnis eine Art von Malerei, deren Methoden die Serie, das Arbeiten in Zuständen und Variationen (chronologisch, erzählerisch, Rapport) und deren „nicht-malerische“ Werkzeuge die Schablone, einfache Pappen und Baumarkt-Materialien oder Fußboden-Linoleum und Film sind.

Raster, Treppen, Böden, Landkarten, Fotografien, Filmstills oder Alltagsgegenstände sind einige der Motive, die sie auf ihre Tauglichkeit hin untersuchen, von denen sie Anregungen beziehen, die sie nah heranholen, , die sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Bei diesem Heranzoomen stellt sich immer auch die Frage des Maßstabs  -und  es handelt sich dabei immer auch um eine Frage Repräsentation – nicht nur des Betrachteten, sondern auch des Betrachters – ganz im Sinne der berühmten Karikatur von Ad Reinhardt, in der ein Betrachter zu einem abstrakten Gemälde abschätzig  meint: „Ha, ha, what does this represent?“ und das Gemälde ihn zornig zurückfragt: „What do you represent?“
Angesichts einer immer abstrakteren Realität, deren mediale Vermittlung mehr und mehr auf die Zurichtung des Subjektes hin zu den Bedürfnissen einer übermächtigen Konsumkultur zielt, stellt sich natürlich auch die Frage  der Repräsentation neu:  Ob sie immer noch mit der großen Geste des „Mein Auto, mein Haus, meine Yacht“ beantwortet werden kann, oder – vielleicht auch bescheidener, unprätentiöser – neu formuliert werden muss wie etwa: „Mein Fuß, mein Boden, das Fenster, die Gießkanne…“, das ist eine Frage, die hier in der Ausstellung durchaus  auch gestellt wird, deren Beantwortung aber dem Betrachter überlassen bleibt.

Am letzten Tag der Ausstellung (So. 6.5.07, 19 Uhr)wird Jakob Kirchheim ein Kurzfilmprogramm im Kinoptikum präsentieren, bei der neben Filmen auf Basis von Linolschnitten auch Arbeiten seiner Animationsfilm-Kollegen Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe aus Hamburg gezeigt werden. Im Anschluss findet ein Künstlergespräch mit Jakob Kirchheim statt.

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Bärbel Praun | Tao Yini

Fotografie


BAERBEL PRAUN / TAO YI-NI
Fotografien
Eroeffnung: Freitag, 13. Juli 2007, 20 Uhr
Ausstellungsdauer: 13. Juli – 5. August 2007
Do – So 15 – 18 Uhr

 

Baerbel Praun
gruß & kuss die berge sind schön


Gebirgslandschaften, in meisterlicher Tiefenschärfe fotografiert, sind das Sujet von Bärbel Prauns Ausstellungsbeitrag. Die Gebirgslandschaft ist bei ihr eine auf Distanz gehaltene Kulisse. Eine sensible Annäherung an die Natur ist heute durch die Reisegeschwindigkeit nicht mehr möglich. Auch sind die Berge zu sehr mit Klischees, mit der Vorstellung von Idylle und der Sehnsucht nach Bergheimat besetzt, dass all das stärker ist als die Wirklichkeit und man nicht mehr weiß: was ist echt – was ist unecht?

Ähnlich ergeht es dem Betrachter der Gebirgsfotografien von Bärbel Praun: Zunächst entspricht vieles unserem gewohnten, klischeebeladenen Blick, gleichwohl umfängt einen eine beunruhigende Stimmung, die zur Bestimmtheit wird, wenn man feststellt, dass diese erschlossenen und übernutzten Landschaften völlig menschenleer sind. Das Gebirge wird zum Projektionsraum für die innere, geträumte Landschaft.
Bärbel Praun wurde 1978 in Landshut geboren und studierte Fotografie & Medien an der Fachhochschule für Design und Gestaltung in Bielefeld . Die Arbeiten in der Neuen Galerie Landshut zeigte sie erstmals auf der Photokina 2006; außerdem wurde die Arbeit „gruß & kuss die berge sind schön“ in der Online-Ausgabe der Zeitschrift GEO vorgestellt.

 

Tao Yini
Fotografie


Auch Tao Yinis Bilder beschäftigen sich mit klischeehaften Erwartungen, mit Distanz und Nähe und der Frage nach einem universalem Heimatbegriff. Vor postkartenhaften, „typisch deutschen“ Hintergründen platziert sie Chinesinnen in deren landestypischer Kleidung, die dort seltsam deplaziert und beheimatet zugleich wirken. Kleine Genre-Szenen in Hotelzimmern und anderen anonymen Nicht-Orten verstärken den ambivalenten Eindruck von routinierter Vereinnahmung des Raumes und der trostlosen Aussichtslosigkeit dieses Vorgehens.

Tao Yini wurde 1978 in Kunming,YunNan,China geboren. Sie studierte am YunNan Fine Arts Institute, Department in Sculpture. Von 2000 – 2003 lehrte sie am Fine Arts Deparment der Tibet Unversity.
Von 2003 – 2007 studierte sie in Berlin und Dresden.

 

 

Eröffnung
Bärbel Praun | Tao Yini

Zwei junge Künstlerinnen zeigt diese Ausstellung, die eine sehr unterschiedliche Biographie aufweisen: Bärbel Praun wurde 1978 in Landshut geboren und studierte Fotografie & Medien an der Fachhochschule für Design und Gestaltung in Bielefeld . Die Arbeiten in der Neuen Galerie Landshut zeigte sie erstmals auf der Photokina 2006; außerdem wurde sie als Nachwuchskünstlerin in der Online-Ausgabe der Zeitschrift GEO vorgestellt.
Tao Yini wurde 1978 in Kunming,YunNan,China geboren. Sie studierte am YunNan Fine Arts Institute, Department in Sculpture. Von 2000 – 2003 lehrte sie am Fine Arts Deparment der Tibet Unversity.
Von 2003 – 2007 studierte sie in Berlin und Dresden Fotografie und Neue Medien.

Denoch- die Künstlerinnen verbindet mehr, als das gleiche Geburtsjahr und die Tatsache, dass sie die Fotografie als künstlerisches Medium gewählt haben:
In unterschiedlichen Kontexten und auf verschiedene Weise ergründen sie das Spannungsfeld von Vertrautem und Unvertrautem, von Fremdem, Heimatlichem, zuweilen auch Heimlichem und Unheimlichem. Beide suchen das scheinbar Naheliegende und Vertraute und dennoch so Fremde auf, forschen darin nach Spuren der Aneignung oder legen sie sogar selbst. Dabei befinden sie sich auf einem Pfad, der vielfältige kunstgeschichtliche und historisch-ethnographische Vorgehensweisen reflektiert und zu einer heute gültigen Aussage formuliert.
So erscheinen die Gebirgslandschaften Bärbel Prauns auf den ersten, flüchtigen Blick als reisefotografische Dokumente, die nur noch bereits Bekanntes bestätigen und all unsere Klischeevorstellungen der Berge erfüllen. Je länger wir aber diese Bilder betrachten, umso mehr entziehen sie sich unseren Gewissheiten, unseren gewohnten Wahrnehmungen, und hinterlassen eine wachsende Verunsicherung.
Allerdings, die Wahrnehmung der Gebirgslandschaft, wie wir sie heute verstehen, als Ort der unberührten Natur, als ein zu erobernder und zugleich Ursprünglichkeit und Geborgenheit vermittelnder Ort, ist keine schon ewig Gültige, sondern eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, also der Romantik, die bis heute unsere Sicht sowohl des Gebirges als auch der Fremde überhaupt prägt.
Schon damals aber waren die Reisenden in ihren Wahrnehmungsmustern vorgeprägt durch Vorstellungen, Wunschbilder und Images. So schrieb Goethe nach seiner Ankunft in Italien: „Alle Träume meiner Jugend seh’ ich nun lebendig… wohin ich gehe, finde ich eine Bekanntschaft in einer neuen Welt“. Der Dichter und seine reisenden Zeitgenossen interessierten sich vor allem für das antike Italien – jedoch kaum für das Land der Gegenwart – und benutzten so die Fremde als Folie für eigene Projektionen.
Vor einer Reise steht auch heute stets die Fiktion. Während einer Reise hat dann das Wiedererkennen zentrale Bedeutung, selten geht es darum, etwas vollständig Neues zu entdecken. Man sucht die romantischen Traum- und Sehnsuchtsmotive, die nur zustande kommen, wenn man die zivilisatorischen Störfaktoren ausschaltet.

Dabei ist der moderne Massentourismus Vermittler dieser Motive und Störfaktor zugleich.
Bärbel Praun großformatige Gebirgsfotos setzen sich mit dieser Ambivalenz auseinander. Die Gebirgslandschaft ist bei ihr eine auf Distanz gehaltene Kulisse. Eine sensible Annäherung an die Natur ist heute durch die Oberflächlichkeit der Rezeption und die Reisegeschwindigkeit nicht mehr möglich. Auch sind die Berge zu sehr mit Klischees, mit der Vorstellung von Idylle und der Sehnsucht nach Bergheimat besetzt, dass all das stärker ist als die Wirklichkeit und man nicht mehr weiß: was ist echt – was ist unecht?
Ähnlich ergeht es dem Betrachter der Fotografien von Bärbel Praun: Zunächst entspricht vieles unserem gewohnten Blick, werden unsere Seherwartungen erfüllt. Doch schnell entsteht eine beunruhigende Stimmung, eine Irritation, die zur Bestimmtheit wird, wenn man feststellt, dass diese erschlossenen und übernutzten Landschaften völlig menschenleer sind. In Bärbel Prauns dokumentarischen wie inszenierten Gebirgsszenen sind nur die Schatten der Menschen anwesend: zivilisatorische oder vielmehr touristische Spuren wie Bänke, Tische, Absperrungen, Fernrohre, Hotelterrassen, gespurte Loipen, Werbeschilder. Die Menschen selber, die aus so touristisch besetzten Orten wie Saas Fee nicht wegzudenken sind, fehlen. Dabei sind Bärbel Prauns Fotografien keine im Computer generierten Manipulationen, sondern analoge dokumentarische Inszenierungen, die die Ambivalenz unseres Verhältnissses zu solchen symbolisch überbesetzten Orten wie den gefährlichen und unberechenbaren Bergen verdeutlichen.
So ist Bärbel Prauns Kunst genau das Gegenteil der gängigen Reisefotografie: Zwar fotografiert auch sie überwiegend allgemein definierte Sehenswürdigkeiten, romantische Sehnsuchts – oder Traummotive, doch wo in der Reisefotografie dabei die zivilisatorischen Störfaktoren elimiert, durch Ausschnitte oder Unschärfe ausgeblendet werden, dort wählt Bärbel Praun das Panorama und die unglaubliche Tiefenschärfe, um gerade diese zivilisatorischen Störfaktoren mit ins Bild zu nehmen. Insofern geht kulturgeschichtlich weniger eine Linie zu Goethe und seine italienreisenden Zeitgenossen, sondern vielmehr zu Alexander von Humboldt, für den die Fotografie ein geeignetes dokumentarisches und ethnographisches Mittel jenseits der Schrift war, um gerade zivilisatorische Wahrnehmungen in schriftlosen Gesellschaften, zu der sich ja auch die unsere mehr und mehr entwickelt, zu dokumentieren.
Doch Bärbel Prauns Fotografien als ethnographische Dokumente zu beschreiben, würde ebenfalls zu kurz greifen. Denn als künstlerisches Surplus erzeugen diese Bilder beim Betrachter eben diese Irritation, die – trotz der unübersehbaren Präsenz seiner Zeugnisse – durch die vollständige Abwesenheit des Menschen in dieser überbesetzten Landschaft erzeugt wird. So entstehen grandiose Inszenierungen, deren einziges manipulatives Mittel die Wahl von Stand- und Zeitpunkt sind.

Auch Tao Yini’s Fotografien sind analoge Inszenierungen. Im unteren Geschoss ist ein Bild zu sehen, das auf ironische Weise Bezug nimmt auf eine typische Pose, die zumindest deutsche Touristen gerne einnehmen. Die Reisefotografin Marily Stroux berichtet davon: „Ich hab’ mal vier Fotoalben einer älteren Dame angeschaut. Auf allen Bildern standen sie und ihre Handtasche. Nur der Hintergrund war immer unterschiedlich. Im letzten Fotoalbum war sie alt und offensichtlich im Altersheim, ließ sich aber weiterhin mit ICH-WAR-DA-Fotos festhalten.: Diese ICH-WAR-DA-Pose diente während eines ganzen Lebens als Mittel zu Selbstvergewisserung, auch und vor allem in der Fremde. Dieses Verhältnis zwischen dem Vertrauten, dem Gewohnten, und dem Fremden und Unvertrauten ist in vielen Arbeiten Tao Yinis präsent.
Zunächst wirken viele ihrer Arbeiten wie touristische Schnappschüsse, aber immer wieder muss der Betrachter stutzen: über ein Kleidungsstück, eine Geste, einen Gesichtsausdruck, der irritierend und befremdlich wirkt. Während Schnappschüsse eher zufällige Produkte sind, wirken die Figuren-Konstellationen in Tao Yinis Bildern geplant und erinnern an Bilder alter Meister. Tatsächlich sind die Bilder präzise gebaute, durchkomponierte Arrangements, in denen jede Pose,jeder Gesichtsausdruck, jedes Ausstattungsstück im Hinblick auf die Gesamtwirkung genauestens inszeniert ist.
Tao Yinis Bilder beschäftigen sich mit klischeehaften Erwartungen, mit Distanz und Nähe und der Frage nach einem universalem Heimatbegriff. Vor postkartenhaften, „typisch deutschen“ Hintergründen, wie Fußgängerzonen, Domen, Telefonzellen plaziert sie Chinesinnen in deren landestypischer Kleidung, die dort seltsam deplaziert und beheimatet zugleich wirken. Der eurozentrische Blick auf das Fremde kehrt sich um, das Fremde nimmt die Betrachterrolle ein. In einer ironischen Brechung unserer derzeitigen Angst, von Asien wirtschaftlich kolonisiert zu werden, finden wir in einigen dieser Bildern das typische Verhalten britischer Damen der upper-class in den asiatischen Kolonien des vergangenen Jahrhunderts wieder: der 5 o’clock tea in blasierter Haltung, für den die fremde Umgebung nur Kulisse bildet, und selbst die Landeskleidung, die man trägt, ist nur Zitat.
Zugleich sind diese Bilder auch eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem ambivalenten Gefühl der Fremde, für das der Romantiker Adelbert von Chamisso in seinem Roman „Peter Schlehmils wundersame Reise“ eine wunderbare Formel gefunden hat. „Wunderbar,“ sagt Schlehmil, „veränderliche Länder, Fluren, Auen, Gebirge, Steppen, Sandwüsten entrollten sich vor meinem staunenden Blick: Es war kein Zweifel, ich hatte Siebenmeilestiefel an den Füßen.“ beschreibt Schlehmil dieses Aufbruchs-Gefühl, das beinahe euphorisch den scheinbaren Gegensatz von beengter Nähe und befreiender Ferne, zugleich auch von bergender Heimat und unbehauster Fremde formuliert. Doch zeigt Chamisso, dass dieser Gegensatz keiner ist, dass diese Gleichung nicht aufgeht, sondern seltsame Querverbindungen eingeht: So ist Peter Schlehmil selbst Quelle von Heimlichem und Unheimlichem, sich selbst und anderen fremd: Man weicht vor ihm zurück, als man erkennt, dass er keinen Schatten hat.
Für diese Schattenlosigkeit, die auf den fehlenden festen Ort verweist, den der Schatten braucht, um zu existieren, hat Tao Yini Umgebungen gewählt, die der französische Philosoph Marc Augé „Nicht-Orte“ nennt, also Orte mit einer schwachen symbolischen Markierung, Orte, die überall gleich aussehen. Viele ihrer dramatischen, traumhaften Szenen spielen an solchen Nicht-Orten, auf Treppenaufgängen, in anonymen Hoteleingängen und austauschbaren Pensionszimmern.
Diese Orte verstärken den ambivalenten Eindruck von routinierter Vereinnahmung des Raumes und der trostlosen Aussichtslosigkeit dieses Vorgehens. Dabei geschieht die Vereinnahmung durch Versatzstücke des Vertrauten, welche in einigen Bildern geradezu Fetisch-, also Ersatzcharakter annehmen, sowie durch Einnehmen emotionsloser Posen gepflegter Langeweile – erkauft wird sie durch eben diesen Verzicht auf Emotionen, mit Schattenlosigkeit.
So wirken bei Tao Yini die Menschen in all ihrer Präsenz seltsam abwesend, während sie bei Bärbel Praun bei aller Abwesenheit erstaunlich gegenwärtig sind.
Beiden gemeinsam ist, das es ihnen gelingt, die merkwürdige Fremdheit der Heimat und das seltsame Verlangen nach Behaustsein in der Fremde künstlerisch schlüssig und in all ihrer Vielschichtigkeit zu thematisieren, ein Spannungsfeld, das Ernst Bloch sehr viel genereller fasst, wenn er Heimat als etwas beschreibt, „das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war.“ Ein aussichtsloses Verlangen also, der Ursprung wohl allen Reisens, aller Sehnsucht und allen Heimwehs. Uns bleibt nur, diese Aussichtslosigkeit zu akzeptieren, vielleicht mit der Feststellung von Karl Valentin: „In der Fremde ist der Fremde fremd.“

F. Schneider

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2. Landshuter Kunstnacht

Freitag, 14.September 2007, 19:00 – 23:00 Uhr


„Vielleicht wird die 1. Landshuter Kunstnacht eine Erfolgsgeschichte……“
So steht es am Schluss des Vorwortes vor einem Jahr.
Die 1. Landshuter Kunstnacht war auf alle Fälle ein guter Anfang. Alle beteiligten Galerien und die Museen waren sehr zufrieden, konnten einen überdurchschnittlichen Besucherstrom verzeichnen. Das lockere, abendliche „Kunstwandern“ wurde von den Besuchern als kulturelle Bereicherung in Landshut angesehen.
Deshalb auf ein Neues, am Freitag, 14. September 2007.
Die Modalitäten wurden nicht geändert. Jeder Galerie ist es freigestellt, wie sie sich präsentiert. Allerdings haben die Galerien, die an diesem Abend ihre offiziellen Ausstellungseröffnungen durchführen, die Eröffnungstermine gestaffelt. (siehe dazu die entsprechenden Seiten im
Programmheft)
Die Initiatoren (Kunstverein, Neue Galerie, Galerie in Bewegung) erhoffen sich auch heuer wieder gesteigerte Aufmerksamkeiten. Aufmerksamkeit, die die zeitgenössische Kunst in Landshut verdient. Was geballt an diesem Abend von 19 Uhr – 23 Uhr angeboten wird, ist eigentlich nur der geraffte Ausschnitt einer kontinuierlichen Arbeit. Das ganze Jahr finden in Landshut Ausstellungen mit aktueller Kunst statt. Auf dieses Angebot hinzuweisen ist auch eine Absicht der 2. Landshuter Kunstnacht.
Aber nicht nur das. Ab 23 Uhr soll sich der Besucherstrom in Richtung Schirmgasse Nr. 264 verengen. Dort, in der Osteria, findet ein fröhliches Abschlussfest statt. Lokal, Eingangshalle und Bar der Osteria sind für alle Kunstinteressierte reserviert. Hungrige und durstige Künstler und Freunde der Kunst können sich dort laben. Für Stimmung sorgt die Jazzsängerin Gerty Raym.
Kinoptikum – Filmzentrum Landshut e. V.
Nahensteig 189
84028 Landshut
Preisgekrönte Kurzfilme niederländischer Videokünstler
Animations- und Realfilme
In Kooperation mit Neue Galerie Landshut
Ausgewählt von Dorien Eggink und Paul Hagenaars, Breda, NL

Solex
(Alex Pistra en Wolf Hollaar, 23.18 min.) The story of a man and his mopped
Rond
(Jeroen Hopmans, animation, 6.26min) escape from an apocaliptic world.
Warped
(Chock Wah Man, 3d animation combined with live movie, 5.15min) Everyday reality turns into a digital playground
The man who tried to kill
(Baris Azman, 16 min.) a tribute to the italian Giallo movie

Alle Filme ohne Worte bzw. O. m. U.
Gesamtdauer ca. 75 min
Freitag, 14.September 2007 Non-Stop von 20:00 – 23:00 Uhr
Sonntag, 07.10.2007 19:00 – 20:00 Uhr
Eintritt frei
Neue Galerie Landshut
Im Gotischen Stadel auf der Mühleninsel
zeigt in Kooperation mit Stichting Idee Fixe, Breda
Nikki Koole und Paul van Osch
(Kuratiert von Dorien Eggink und Paul Hagenaars)
14. September – 07. Oktober 2007
do – so 15:00 – 18:00 Uhr

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Nikki Koole | Paul van Osch

Nikki Koole | Paul van Osch

Nikki Koole und Paul van Osch
(Kuratiert von Dorien Eggink und Paul Hagenaars)
14. September – 07. Oktober 2007
do – so 15:00 – 18:00 Uhrin Kooperation mit Stichting Idee Fixe, Breda

Nikki Koole

Mixed Media
Nikki Koole arbeitet mit der Vereinfachung und absichtlichen Beschränkung von Computerspielen. Er schafft Simulationen des Alltags, ausgedrückt in 8-Bit-Paletten. Er erstellt Zeichnungen, Beamer-Installationen und kurze Filme, welche eine vereinfachte Welt erschaffen, eine platte Variante der unseren. Langsam wachsen diese Welt und ihre Bewohner an Komplexität und Vielschichtigkeit.
Wachstum, Planung, Produktionsprozesse, Verschiedenheit der Welten und deren scriptbasierte Intelligenzen sind die Dinge, an denen Nikki Koole unablässig baut. Hamburger, Cola und „Billige Möbel für jedermann!“ sind die heutige Weltphilosophie.

Paul van Osch

Installation
In seinen Arbeiten vermittelt Paul van Osch immer die Suggestion einer praktischen Funktion. Er verwendet Alltagsgegenstände, Fragmente der Welt, die uns umgibt, Elemente wie Bushaltestellen, Umkleideräume oder Warteräume von Friseuren und Zahnärzten – und stellt sie in neue Zusammenhänge. Der Raum selbst wird dadurch zum Bild, zum Image.
Paul van Osch möchte dem Betrachter ein Gefühl des Wiedererkennens vermitteln, welches wiederum aufgehoben wird durch das Verstellen der Objekte, durch das Spiel mit dem Raum und all seinen Elementen.
In der Neuen Galerie wird er mit der Idee der Gastfreundschaft spielen.
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Karl Schleinkofer

Karl Schleinkofer
Bilder

Eröffnung: Freitag, 09. November 2007, 20.30 Uhr
gemeinsamer Eröffnungsabend mit dem

Kunstverein Landshut: 19:00 Uhr Martin van Bracht
ab 21:30 Uhr gemeinsame Eröffnungsfeier

in der Osteria Torretta, Schirmgasse
Ausstellungsdauer:

10. November – 02. Dezember 2007

do – so 14.00 – 17.00 Uhr

Geboren 1951 in Passau
1972 bis 1978 Studium an der Akademie der Bildenden Künste
München bei Prof. Hermann Kaspar und Prof. Hans Baschang
Lebt und arbeitet in Passau

Ausstellungen (Auswahl)

1986 Galerie Ariadne, Wien
1991 Galerie van de Loo, München, (Kat.)
1994 Hirschwirtscheuer, Stiftung Würth, Künzelsau, (Kat.)
1997 Museum Moderner Kunst, Stiftung Wörlen, Passau, (Kat.)
2000 Kunstverein Passau (in Zusammenarbeit mit dem Kunstreferat der Diözese Linz), »Katábasis – Der gespaltene Raum«, (Kat.)
2004 Galerie Arte Giani, Frankfurt, »Kollektive«, (Kat.)

Stipendien

1988 Graduiertenstipendium der Akademie der Bildenden Künste München
2000 Stipendiat der Villa Concordia Bamberg

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1986 Leerer Beutel, Regensburg, »Heimat deine Sterne«, (Kat.)
1990 Villa Stuck, München, »Am Anfang war das Bild«, (Kat.)
1995 Museum Ludwig, Budapest, »Die Sammlung Würth«, (Kat.)
1996 Rupertinum, Salzburg, »Karl Schleinkofer und Lun Tuchnowski, Zeichnungen und Skulpturen«
2000 Bayerische Akademie der Schönen Künste, München, »Unterwegs – Stipendiaten der Akademie« (Kat.)

2005 »Universitas Masgistrorum et Discipulorum«, Ausstellung des Lehstuhls für Kunsterziehung an der Universität Passau

Preise / Auszeichnungen

1996 Herbert Boekl-Preis zusammen mit Alberto di Fabio, zuerkannt von Cy Twombly und dem Rupertinum Salzburg
1999 Jahrespreisträger für Bildende Kunst der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München
2005 Kulturpreis der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung für Bildende Kunst Stipendien
1988 Graduiertenstipendium der Akademie der Bildenden Künste München
2000 Stipendiat der Villa Concordia Bamberg

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Angela Stauber

naheliegend

Malerei

Eröffnung: Freitag, 07. Dezember 2007, 20:00 Uhr

08. Dezember – 30. Dezember 2007
do – so 14:00 – 17:00 Uhr

mit freundlicher Unterstützung der
Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung

Führungen durch die Ausstellung
Sonntag, 16. Dezember und Sonntag 30. Dezember 2007, 15:00 Uhr

Naheliegend ist alles, worüber man sonst hinweg schaut, weil es einen täglich umgibt. Naheliegend ist das, was man eigentlich nicht für wert erachtet, zu einem Bildmotiv zu werden.
Ist es die Neue Unübersichtlichkeit unserer Konsumgesellschaft, die in uns die Sehnsucht nach dem Einfachen, dem Naheliegenden weckt? Oder ist es gar das Gewahrwerden der scheinbar gegenläufigen Bewegung, der Virtualisierung unseres Lebens, welche die Welt wieder zum Verschwinden bringt und die uns die einfachen, die naheliegenden Dinge in ihrer Unmittelbarkeit und sinnlichen Gewissheit als Garanten einer zumindest vorläufigen, wenn auch sehr brüchigen Dauer erscheinen lässt?

Naheliegend – so heißt die Ausstellung der Malerin Angela Stauber in der Neuen Galerie Landshut e.V., die am 07. Dezember 2007 um 20 Uhr eröffnet wird. Wie der Titel schon impliziert, malt die Künstlerin genau das, was ihr täglich in ihrem Atelier begegnet: Gläser mit Malmittel, den mit Farbe übersäten Fußboden, ihre Teekanne oder ihr eigenes Spiegelbild. Zugleich verweigern die Bilder in der Beiläufigkeit ihrer Motive jede Suggestion von Bedeutung und verweisen auf das, was sie eigentlich sind: reine Malerei. Um den Betrachter an der Art teilhaben zu lassen, wie sie ihre Bildmotive findet und auswählt, hat sie einige Arbeiten vor Ort im Ausstellungsraum geschaffen. Dadurch wird die Wahrnehmung der Künstlerin nachvollziehbar.

Angela Stauber hat in München an der Akademie der Bildenden Künste Malerei bei Prof. Jerry Zeniuk und Prof. Sean Scully studiert und 2005 ihr Diplom als Meisterschülerin absolviert. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in München und konnte schon an zahlreichen Ausstellungen teilnehmen. Sie wurde u.a. mit einem Preis des Kunstvereins Aichach ausgezeichnet und erhielt kürzlich Förderung für einen Einzelkatalog. Auch die Ausstellung naheliegend wurde mit freundlicher Unterstützung der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung gefördert.

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Archiv 2006

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AFRICOME
vier afrikanische Künstlerinnen

Bilder aus der Ausstellung und von der Vernissqge

http://galerie-herrmann.com/arts/art2/2006_Landshut/index.htm#Dia
Louzla Darabi | Nicole Guiraud | Marcia Wok Kure | Sokari Douglas Camp

Vier Künstlerinnen. Zwei aus Nigeria und zwei aus Algerien.
Zu gleichen Teilen werden Bilder und skulpturale Arbeiten gezeigt.
Zwei Generationen und vier prägnante Positionen.

Kuratiert von Peter Herrmann, Berlin

Eröffnung am Freitag, 27. Oktober 2006, 20.00 Uhr

Musikalisches Begleitprogramm  mit:

Souleymane Touré, Percussion.
Stefan Charisius, Kora.
Aly Keïta, Balafon.
Martin Schnabel, elektrische Violine.

Einführung von Cornelia Bull, Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn
und Peter Herrmann, Berlin

Ausstellungsdauer:
28. Oktober – 26. November 2006
do – so 14.00 – 17.00 Uhr

Künster:

Louzla Darabi

SOKARI DOUGLAS CAMP

NICOLE GUIRAUD

WOK MARCIA KURE

 

Souleymane Touré, Aly Keyta, Stefan Charisius, Martin Schnabel
Percussion, Balafon, Kora, elektr. Violine

Souleymane Touré

Percussion

Der Meister der Schlaginstrumente

Schon mehrfach in unterschiedlichen Konstellationen trat der Virtuose in der Galerie auf. Nach einem Konzert im großen Saal des Württembergischen Kunstvereins im Rahmen des Großprojektes Vielfaches Echo spielte er erstmals in unserer Galerie in Stuttgart.

1939 in der Elfenbeinküste als Sproß einer Griotfamilie geboren wurde er schon seit seiner Kindheit zum Percussionisten ausgebildet. Er spielt Djembe, Congas, Timbales, Bongo, Cabassas, Talking Drum und Schlagzeug, um nur einige Instrumente aus seinem Repertoire zu nennen. Seine Stilrichtungen sind sehr vielseitig. Er interpretiert traditionelle afrikanische Rhythmen, zeitgenössischen Jazz, lateinamerikanische Musik und begleitet Lesungen mit Improvisationen.

Seine musikalische Karriere beginnt 1962 mit Mamadou Doumbia, mit dem er bis 1972 spielt. 1975 tritt er der legendären Formation Radio & TV Orchestra of the Metropole Abidjan, geleitet von Boncana Maiga, bei und beginnt in dieser Zeit auch mit Manu Dibangu aufzutreten. 1982 gründet er mit Alpha Blondi die Gruppe Solar System und spielt den Welthit Brigadier Sabari ein.

Seit 1992 lebt Souleymane Touré in Berlin und spielt in mehreren Formationen: Black Heritage (African Jazz), Easy Goin‘ (Afro-Funk-Pop-Jazz) und Puschkin (Grazy for the Music). 1993 gründet er die Academy Percussion International zusammen mit Ekow Alabi (Ghana) Rocco Kofie (Berlin) Famson Akinola (Nigeria) und seiner Tochter, der Sängerin Djatou Touré (Elfenbeinküste).

Aly Keïta

Balafon

Aly Keïta – der Meister des Balaphon.

Er stammt aus einer Musikerfamilie und lernte traditionell neben dem Spiel auch die Herstellung des instruments, das in Afrika in zwei großen Regionen verbreitet ist. Er erzählt und zeigt die zentralafrikanische Spielweise ebenso wie die seiner Herkunft im westlichen Sahel. Eines seiner zwei Instrumente auf dem er in Konzerten spielt, gab der Reihe auch den klangvollen Namen pentatonisch.
Ein diatonisches Balafon dürfte das größte weltweit sein und wird nach langem Transport in der Ausstellung gezeigt und das erste Mal in Deutschland in dieser Reihe vorgeführt. Aly Keïta reiste durch drei Länder Afrikas und benötigte vier Monate bis alle Kallebassen des notwendigen Volumens gefunden wurden.

Stefan Charisius und Martin Schnabel

Kora und elektrische Violine

Stefan Charisius und Martin Schnabel – sehr elektrisch. Kora und Geige.

Stefan Charisius spielt die Kora und gehört zu den wenigen Europäern, die dieses instrument auf hohem Niveau beherrschen. Mit traditioneller Melodie hat er in Afrika begonnen und spielt heute von Theater bis Pop eine breite Tonpalette.

Freundeskreis und die Fantastischen Vier sind seine wichtigsten europäischen Einflüsse und Unterstützer. Seine nächste Veröffentlichung heißt Dub in a Nutshell und verarbeitet einen elektronischer Rahmen mit Dub Einflüssen.
Stefan Charisius spielt auch mit bei
Tasuma (mit Mori Dioubaté, Alseni Camara, Sarah Nesmonel und Teddy Touré)
Martin Schnabel begründete im Raum Stuttgart viele Gruppen, deren musikalisches Spektrum hauptsächlich von Lateinamerika und Afrika beeinflußt ist. Freunde sagen von ihm, er sei zu gut um richtig bekannt zu werden. Mit seiner elektrischen Geige spielt er sich sehr individuell mit unglaublicher Virtuosität durch alle Kulturen. Wir konzentrieren uns auf die afrikanische Saite.
Beide Musiker zeigen den Einfluß afrikanischer Musik in der Jetztzeit.

Weitere Informationen und Links zu den Musikern

http://galerie-herrmann.com/arts/art2/2005_Potsdam/Pentatonisches_Potsdam.htm#05

 

Marielle Buitendijk und Ad van Buuren

Malerei und Installation


Marielle Buitendijk Ad van Buuren
Malerei und Installation
Eine Ausstellung im Rahmen des Austauschprojektes mit
Stichting Idee Fixe, Breda (NL)
Kuratiert von Dorien Eggink und Paul Hagenaars
Eröffnung: Freitag, 15. September 2006, 19.00 Uhr
im Rahmen der 1. Landshuter Kunstnacht 19.00 – 24.00 Uhr
Hierzu sind Sie herzlich eingeladen.
Die Künstler und Kuratoren sind anwesend.
Einführung: Paul Hagenaars, Breda (20:30 Uhr)
Ausstellungsdauer:
16. September – 8. Oktober 2006
do – so 15.00 – 18.00 Uhr
Gleichzeitig zeigt das Kinoptikum Landshut
preisgekrönte niederländische Künstlerfilme
am Freitag, 15.09. von 20.00 bis 24.00 Uhr
sowie am Sonntag, 8.10. um 20.00 Uhr

 

 

Sklaven kuesst man nicht 2

Sklaven küsst man nicht

Peter Becker und Stefan Holmeier Video-/Audioinstallation und Malerei
Wolfgang L. Diller Videoinstallation
Bernhard Springer Malerei
Aiko Okamoto Zeichnung und Animation
Friederike & Uwe Pixelbilder
Kitchnapping: Anne Bleisteiner und Heidrun Waadt Installation
Eröffnung: Freitag, 30. Juni 2006, 20.00 Uhr
Sie und Ihre Freunde sind herzlichst eingeladen!

Ausstellungsdauer: 1. bis 23. Juli 2006
Öffnungszeiten: Donnerstag – Sonntag, 15.00 – 18.00 Uhr

Sondertermine:
Mittwoch, 12. Juli, 20.00 Uhr
Wolfgang L. Diller über interaktive Videoinstallationen, Gamedesign und Machinima
Mittwoch, 19. Juli, 20.00 Uhr
Filmabend mit Videos der beteiligten Künstler

 

Doris Hahlweg Uli Zwerenz
unter vier Augen


unter vier Augen

Malerei

Eröffnung: Freitag, 5. Mai 2006, 20.00 Uhr
Einführung: Franz Schneider
6. Mai – 28. Mai 2005

do – so 15.00 – 18.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung:
Sonntag, 21. Mai, 15.30 Uhr

 

Silvia Schreiber
trafo

SILVIA SCHREIBER

trafo

18. März – 09. April 2006

do – so 14:00 – 17:00 Uhr
Führung durch die Ausstellung:
Sonntag, 26. März, 15.00 Uhr

 

Michael Boehmer . Robert Paulus
Malerei und Photographie



20. Januar 2006 – 12. Februar 2006
do – so 14:00 – 17:00 Uhr
Eröffnung am 20. Januar 2006 um 20 Uhr
Es spricht Rudolf Scheutle, Kunsthistoriker, München

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