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Martin Dessecker | Sabine Kastius

Verdammte Kosntruktion

9.September – 2. Oktober 2011, Neue Galerie Landshut
im gotischen Stadel auf der MühleninselVernissage: Freitag 9.September 20:15 Uhr
geöffnet: Do. – So. 15:00 – 18:00 Uhr

Martin Dessecker geb. 1958 in München, lebt und arbeitet in München und Sorbolongo/Italien. Nach 1982 im Galeriespiel mit Sebastian Heinsdorff und 1989 in der Galerie am Maxwehr mit Alter Ego Jan Richards, ist dies nun seine dritte Ausstellung in Landshut.

Martin Dessecker
Verdammte Kosntruktion

Die Installation „Verdammte Konstruktion“ ist ein vor Ort entstandenes vorläufiges Resümee.Die künstlerischen Disziplinen, die Martin Dessecker in seiner Arbeit anwendet und immer wieder unterschiedlich kombiniert – Zeichnung, Skulptur, Malerei, Licht – formen den Raum.

Der Titel bezieht sich auf eine aktuelle Werkgruppe. Sie thematisiert den vergeblichen Versuch einer Verschmelzung von Technik mit Natur.

„Verdammte Konstruktion“ schickt den Betrachter in eine Parallelwelt. Er entdeckt Beziehungsgeflechte und Blickwinkel, die surreale Geschichten und Assoziationsfelder eröffnen. Er wird in ein Netz von Eigenem und Fremdem gelockt.

Der Ausstellungsraum ist weitgehend abgedunkelt und es wird wenig zusätzliches Licht verwendet. Die Arbeiten leuchten selbst – durch mit Led bestückte Pingpong-Bälle. Die Kabel, die Verbindungen zur Stromquelle, verflechten sich zu einer Art dreidimensionalen Zeichnung.
Die Beziehung aller Elemente vereint die schwebenden Geschichten der Pappcomics, die Holzskulpturen und Papierarbeiten.

Die Installation simuliert eine Gegennatur.

Verdammte Konstruktion
eine Rauminstallation in der Neuen Galerie Landshut

Wie ein barockes Gesamtkunstwerk überwältigt uns vor allem die Rauminstallation Martin Desseckers im oberen Stockwerk.
Es ist nicht nur diese überbordende Fülle, die schier unüberblickbar scheint; sie ist vielmehr auch so gestaltet, dass sie für uns auch in jedem einzelnen Detail funktioniert, wo scheinbar Disparates immer wieder Bezüglichkeiten zueinander herstellt und dabei immer neue Sichtweisen und Durchblicke eröffnet.
Kaum meint man, man hätte die Installation erfasst, da verändert sich ein wenig unser Standpunkt – und damit auch unsere Wahrnehmung. Und selbst wenn wir still stehen und einen festen Punkt ins Auge fassen, haben wir den Eindruck, dass sich die gesamte Konstruktion, wie ein Organismus beinahe unmerklich bewegt.
Und das ist tatsächlich so: Mit den unterschiedlichsten Mitteln und Kunstgriffen vollzieht sich hier ständig Bewegung und Veränderung.
Da sind die beweglichen Aufhängungen, die transparenten oder wenigstens transluzenten Teile, die mit jedem Schritt neue Konstellationen der Einzelheiten bewirken; da sind die spiegelnden Momente, die nicht nur die Details der Installation unendlich vervielfachen, sondern auch die Umgebung – ja selbst den Außenraum mit einbinden; und diesen, gemeinsam mit Werkdetails, als Schattenwurf oder Lichtspiel an der Wand in gebrochener Weise noch einmal und neu formulieren.
Schließlich ist es der Betrachter selbst, der sich immer wieder in dieser Installation be-findet, als von ihr zurückgeworfenes Spiegelbild, aber auch als Movens, der wiederum die Teile in Bewegung setzt – gleichsam wie in einem nächtlichen pingpong-spiel, welches durch ein Detail angestoßen wird und eine wahre Kettenreaktion aus Beobachtungsschimmern, Wahrnehmungsblitzen und Assoziationsfeuern bewirkt.
Nicht nur die unterschiedlichen und nie ganz zu Ende definierten Formen, nicht nur das Spiel von Licht, Reflexion und Schatten, sondern auch das Material trägt zu diesem assoziativen Gewitter bei. Entweder es entspricht nicht unseren Erwartungen an edles Kunstmaterial, wie das verwendete Plexiglas oder die Pappteilchen; oder aber es gibt vor, kein solches zu sein, wie etwa die Skulpturen im unteren Stockwerk: Was nämlich aussieht, wie Styroporreste, gehärteter PU-Schaum oder langsam schmelzendes Eis, ist in Wirklichkeit sorgsam gefasstes Holz, sind Skulpturen, die in einem lang-wierigen Arbeitsprozess aus einem einzelnen Stück Holz gearbeitet wurden.
Es sind „verdammte Konstruktionen“, wie sie Martin Dessecker nennt, die den Widerspruch zwischen ihren natürlichen und technoiden Anteilen weder auflösen noch versöhnen, sondern die gerade diesen Widerspruch, diese Nichtauflösbarkeit implizit formulieren.
Dies geschieht bereits in den Zeichnungen, wo die feinstziselierten konstruktiven Fraktale nicht an die unendliche Feinheit der Schmauchspur eines Kerzenrauchs hinreichen – und die ihr doch in ihrer modellhaften Struktur gleichen. So changieren all diese zwei- und dreidimensionalen Konstruktionen stets zwischen mechanischen und vegetabilen Besetzungen, zwischen Technik und Natur.
Da mutieren dann etwa die Versorgungs-Kabel der LED-Lampen zu Nerven- oder Wurzelsträngen, da geben die Körpermodelle von Blutkreislauf und Muskelmechanik ihre konstruktive, schnittbogenhafte Gemachtheit wieder preis; und zuweilen gibt es Gegenstände, welche allein durch die assoziative Kraft des Betrachters mit Funktion oder Bedeutung versehen -, die nur durch unser wildes Denken einer Kategorisierung zugeführt werden können.
Diese Bewegung und Beweglichkeit des Betrachters ist immer gefordert, etwa auch in den Wandarbeiten, die bei näherem Besehen nur aus ausgeschnittenen Negativformen bestehen.
Ja selbst noch bei den figurativ-epischen Pappcomics verändert ein Ausfallschritt des Betrachters die gesamte Szenerie und setzt eine stets fluktuierende und frei flottierende Verknüpfung mit seinen inneren Bildern und seinem eigenen Ikonenschatz frei, welche die Wahrnehmung dieser Ausstellung nie zu einem Ende führen lässt.
So bleibt die Wunde dieser Unvereinbarkeiten offen und wandelt sich zu einem Wunder, das nicht aufgelöst werden kann.
Dies ist aber auch nicht notwendig: Wenn man hier eine einzelne Lampe betrachtet, scheint sie völlig statisch zu leuchten; erscheint sie aber in den Augenwinkeln, dann erkennen wir, das sie in Wirklichkeit flackert, dass sich das Licht bewegt. Erst wenn wir also unsere fixierte Konzentriertheit lockern, gibt sich das scheinbar Ephemere und Flüchtige unserem Erkennen preis und formuliert die Poesie der Welt.
Und es formuliert auch die Poesie dieses Abends:
Sehen Sie sich nicht satt an diesen Arbeiten und gehen Sie auf Entdeckung in dieser Kunstnacht – was sich in Ihren Augenwinkeln verfängt, lohnt in den nächsten Wochen bestimmt noch einen zweiten Blick. Wir freuen uns auf Sie.Franz Schneider

Sabine Kastius
Lesung: Paradies der falschen Voegel – Wolfgang Hildesheimer

Sabine Kastius liest aus dem Fälscherroman „Paradies der falschen Voegel“ von Wolfgang Hildesheimer

am Montag, 26. September 2011 um 19:00 Uhr
im Gotischen Stadel auf der Mühelninsel
Einlass ab 18:30 Uhr
Eintritt: 6,00 € / 4,00 €

http://www.paroli-hoeren.de

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FUERUNDWIDER

Klaus von Gaffron und Stephan Fritsch

Klaus von Gaffron | Stephan Fritsch
FÜRUNDWIDER
Eröffnung: Freitag, 21. Oktober 2011, 20:00 Uhr
Einführung: Franz Schneider
Hierzu sind Sie und Ihre Freunde herzlich eingeladen!
22.Oktober – 13. November 2011
Do – So 14:00 – 17:00 Uhr

Führungen durch die Ausstellung auf Anfrage.

mit freundlicher Unterstützung
der Stadt Landshut und der Sparkasse Landshut.

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Judith Boot & Nienke Korthof

Mixed Media & Conceptual Video


kuratiert von Dorien Eggink & Paul Hagenaars

Stichting Idee Fixe, Breda NL

Eröffnung Freitag, 15. Januar 2010, 20:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 16. Januar – 07. Februar 2010
Do – So 14:00 – 17:00 UhrDo, 28. Januar, 17:00 Uhr: Kunst nach fünf – After Work pARTy mit Einführung in die Ausstellung und Open Talk (Eintritt zu dieser Veranstaltung: 3,00 €)

So, 07. Februar, 15:00 Uhr Führung durch die Ausstellung

Dieses T-Shirt „I LOVE LH“ ist als Edition der beiden Künstlerinnen in der Neuen Galerie für 20,00 € (& Versandkosten) zu erwerben. Bei email-Bestellung bitte Größe angeben (XS – XXL)

Judith Boot

Judith Boot (1977, The Netherlands)

Judith Boot plukt uit het dagelijks leven de meest wonderbaarlijke ideeën en objecten. Deze fascinerende ontdekkingen ontstaan vanuit een open vizier en een rijke verbeelding. Boot laat deze ontdekkingen niet los, maar maakt er juist gebruik van in haar werk. Allerlei clichés, vormen en textiel worden ingezet om een opzichzelfstaande wereld te vormen die verbonden wordt met de associatieve wereld van de bezoeker. Eenmaal denkend in associaties, flitsen beelden, gevoelens, bewegingen, verhoudingen en eerdere ervaringen binnen honderdsten van seconden door je hoofd. Des te meer je ziet en meemaakt in het werk van Boot, des te complexer het geheel wordt. Wat op het eerste oog nog onschuldig en lieflijk aandoet, is in tweede opzicht scherp en intens. Boot prikkelt met opzet hetgeen wat beredenering en gewoonte te buiten gaat; je intuïtie. Haar werk biedt een ontsnapping uit dagelijkse sleur en herkauwde beredenering die je méér doet waarnemen dan verwacht, mogelijk zelfs nog buiten de tentoonstellingsruimte.

Judith Boot nimmt sich aus der Alltag die meist wunderbaren Ideen und Objekten. Diese faszinierenden Entdeckungen entstehen aus einem offenen Visier und einer reichen Vorstellungskraft. Boot lässt diese Entdeckungen nicht los und braucht Sie wieder in ihre Arbeit. Vielerlei Klischees, Formen und Textilien werden eingesetzt um eine auf sich selbst stehende Welt zu formen , die sich verbindet mit der assoziativen Welt der Besucher. Wenn man sich in diese assoziative Welt einlässt, kommen die Bilder, Gefühle, Bewegungen, Verhalten und frühere Erfahrungen innerhalb von hundertstel Sekunden auf sie zu. Durch die Erfahrungen und durch das Sehen wird die Arbeit von Boot mehr und mehr komplex. Was sich in dem ersten Augenblick unschuldig und lieb anfühlt, ist in zweiter Hinsicht scharf und intensiv. Boot prickelt absichtlich das was Auseinandersetzung und Gewohnheit überschreiten; die Intuition. Ihre Arbeit bietet einen Ausbruch aus dem Alltag und die immer neue Begründung, wodurch man mehr wahrnehmen kann als erwartet, sogar außerhalb der Ausstellung.

Nienke Korthof


Nienke Korthof (1982, The Netherlands)

We hebben een grote capaciteit om nieuwe reacties te leren en zo ons gedrag aan te passen. De samenhang en de balans tussen mens en omgeving op elk denkbaar niveau is het onderzoeksgebied van kunstenaar Nienke Korthof. Haar werk biedt een extensie aan onze zintuigen en gedrag, door subtiele wanorde te creëren in een georganiseerde structuur en strenge patronen. De speelsheid in het werk van Korthof die procesmatig ontstaat tussen menselijk gedrag en organisatie wekt zowel herkenning als verrassing op.
Als toeschouwer wordt je heen en weer geslingerd tussen logica en chaos. Het onverwachte lijkt meestal interessanter dan het gestructureerde, maar via diverse media weet Korthof een onverwachte harmonie te creëren. Dit levert een lichtelijk narcotiserend beeld die de toeschouwer hoe langer hoe meer in haar greep weet te krijgen.

Wir haben eine große Kapazität um neue Reaktionen zu lernen und so unser Verhalten anzupassen. Der Zusammenhang und die Balance zwischen Mensch und Umgebung auf jeder denkbaren Ebene ist das Forschungsgebiet der Künstlerin Nienke Korthof.
Ihre Arbeit bietet eine Verlängerung von unseren Sinnesorganen und Verhalten, durch subtiler Chaos zu erschaffen in eine geordnete Struktur und Strenge Patronen zu kreieren. Die spielerische Art in der Kunst von Korthof, die durch den Prozess entsteht zwischen menschlichem Verhalten und Organisation, generiert Erkennung so wie Überraschung. Als Zuschauer befindet man sich die ganze Zeit zwischen Logik und Chaos.
Das Unerwartete sieht vielleicht interessanter aus als das Strukturierte, aber durch diverse Media weiß Korthof eine unerwartete Harmonie zu kreieren. Das liefert ein leicht narkotisierendes Bild, das der Zuschauer mehr und mehr in Griff bekommt.

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Melanie Nief | Baerbel Praun

SCHWARZWEICH WEISSWACH

Zur Finissage der Ausstellung
am Sonntag, 18. April, ab 20:00 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Unter allen Gästen werden 5 signierte Fotografien einer Gemeinschaftsarbeit verlost.

SCHWARZWEICH WEISSWACH

malerei von melanie nief
fotografie von bärbel praun

26. märz – 18. april 2009
eröffnung am 26. märz, 20 uhr

finissage mit den künstlerinnen am 18. april, 20 uhr
// es werden 5 signierte fotografien einer gemeinschaftsarbeit verlost

Mit freundlicher Unterstützung durch die Stadt Landshut

Baerbel Praun
WEISSWACH

Melanie Nief
SCHWARZWEICH

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Thomas Heyl

Arbeiten auf Papier

Eröffnung Freitag 26. Februar 2010, 20.00 Uhr
Ausstellung 27. Februar – 21. März 2010
Donnerstag – Sonntag 14.00 – 17.00 Uhr

Führungen durch die Ausstellung So 14. und 21. März, 15.00 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Landshut und der Sparkasse Landshut

 

Neue Bilder

»Thomas Heyls Bilder sind weder figurativ noch abstrakt, weder symbolisch noch konkret. Zu explizit ist die Beziehung mancher Bildelemente zur visuellen Wirklichkeit um ihre Bedeutung nur in sich selbst zu haben. Die „Identität“ anderer Objekte wiederum ist sichtbar das Resultat malerischer
Aktion. Dieses irritierende Crossover, das Changieren zwischen den Ebenen, verweigert Eindeutigkeit. Die Arbeiten Thomas Heyls bergen gerade dadurch starkes assoziatives und imaginatives Potenzial und lassen hinter ihrer malerischen Präsenz die Unauflösbarkeit und Ambivalenz von Fiktion und Wirklichkeit erscheinen.«
Stefanie Brüning

Thomas Heyl
Scherenschnitte


»Bei den Scherenschnitten von Thomas Heyl kann man an den ganz grundsätzlichen Diskurs in der Kunst und Philosophie denken, an das Begriffspaar von »Wesen und Erscheinung«, welches die ganze frühchristliche Ikonenmalerei begleitet. Eine Ikone möchte nicht das Wesen der Dinge, sondern nur seine vielfältigen Erscheinungen zeigen; sie kann nicht anders, das Wesen ist ihr nicht zugänglich. Und doch ist die bildliche Darstellung der Dinge wichtig und wird vom Betrachter gebraucht und verehrt. Auch in den Arbeiten von Thomas Heyl geht es vor allem um die »Erscheinung« von »Etwas«, die Löcher im Papier erzeugen eine Idee von »Etwas« und wir werden neugierig und öffnen uns, wie es das Papier in seinen Arbeiten tut. Das macht Kunst zu einem wertvollen Erlebnis, auch wenn diese Bilder, die wir heute hier sehen, keine modernen Ikonen sein wollen. Aber es sind Werke, die etwas Kollektives in uns ansprechen. Die Bilder tragen keine Titel, sie wollen kein klares Abbild der Wirklichkeit sein, sie sind eher Gebilde, die jedem Einzelnen seinen Raum zum Fühlen und Verstehen lassen.«
Beate Lerche-Krüger
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Friederike & Uwe

Pixel de Luxe

Friederike & Uwe

„Pixel de Luxe“

Eröffnung: Freitag, 30. April 2010, 20:00 Uhr
Hierzu sind Sie und Ihre Freunde herzlich eingeladen!

01. Mai – 23. Mai 2010 Do – So 15:00 – 18:00 Uhr

Führungen So, 09. Mai und 16. Mai, 15:30

mit freundlicher Unterstützung von Stadt Landshut und Sparkasse Landshut

F & U

Friederike & Uwe – „Pixel DeLuxe“


Seit 1994 arbeiten „Friederike & Uwe“ in München als Künstlerduo zusammen.
Nach einigen Jahren der Beschäftigung mit Kitsch-Art in allen Erscheinungsformen (Fotografie, Objekt, Video, Performance etc. – siehe auch das „Friederike & Uwe“ Buch) haben sie die Mosaiktechnik in Verbindung mit moderner Computertechnologie für sich als Bildmedium entdeckt.

Schwerpunkt ihrer gemeinsamen Arbeit sind seit 1998/99 Mosaiken aus dem Spielzeug-Puzzle „ministeck“ und diversen anderen Kunststoffmaterialien, wie zum Beispiel Kunststoff-Verschlusskappen für Getränkeflaschen, Plastikstäbchen und Kunststoff-Plotterfolien.

Dabei erzeugen die beiden Künstler am Computer mit Hilfe von digitalisiertem Bildmaterial und entsprechenden Bildbearbeitungsprogrammen exakte Entwürfe für ihre anschließend in filigraner Handarbeit analog umgesetzten Kunststoffmosaike.

Es geht ihnen dabei nicht primär um die bloße Umsetzung von Bildern in Mosaike, sondern vor allem um die Erforschung der Pixel-Strukturen unter verschiedensten Bedingungen sowie die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Technik und dem Material Kunststoff.
Fragen der Farbgestaltung und der Komposition spielen dabei natürlich ebenso wie in der Malerei eine große Rolle

Motivisch behandeln sie aktuell Themenkreise zwischen Idyll und Gewalt („Tulpen und Terror“ textete die SZ): diffuse allgemeine bzw. gemeinsame Erinnerungen ihrer Generation, mehr oder weniger bedeutsame Belanglosigkeiten und Momente des Lebens, Krieg als Unterhaltung, Blut als ästhetisches „Computerspiel-Still“.
Es geht ihnen dabei um medial vermittelte Realitäten, um das Verhältnis von Inhalt und Oberfläche, um den Bezug von Kunst, Künstlichkeit und Leben. Die stellenweise Ununterscheidbarkeit, der fließende Übergang von Virtualität und Realität ist dabei thematisch von großem Interesse – das Leben als Simulation.
Dabei versuchen sie, nie den Humor zu verlieren, einerseits um ironische (Selbst-)Distanz zu wahren, andererseits sozusagen als letzte Waffe im Kampf gegen die Absurdität des Daseins, gegen Resignation und Hilflosigkeit.

Das von den beiden nahezu ausschließlich verwendete Material Plastik steht hierbei als Ausdruck ständiger Verfügbarkeit, für Überfluss, Unverrottbarkeit und Uneitelkeit, aber auch als Symbol für geronnene Künstlichkeit, für die uns alle längst umgebende bunte Plastikwelt.
„Die Umwelt von Friederike & Uwe besteht aus Plastik in sämtlichen Formen und Aggregatszuständen, sie selbst in „Original-Verpackung“ eingeschlossen. So nehmen sie vorweg, was möglicherweise nicht nur in Sicht kommt, sondern schon bald da sein wird: den Plastikmenschen.“ (Aus: Applaus 7/8 2001)

Der Pixel, Grundelement der digitalen Optik, erstarrt in Kunststoff, wird so für „Friederike & Uwe“ zum „Mosaikstein“ der Epoche, der thematisch wie stilistisch vielfältig eingesetzt werden kann.

Pixel de Luxe

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Etsuko Fuzuki & Eiichi Tsujino

Radierungen und Skulpturen

ETSUKO FUZUKI „KITCHO – Gutes Omen“ | EIICHI TSUJINO „Garden“

Double Solo Show

Eröffnung: Freitag, 18. Juni 2010, 20:00 Uhr

Hierzu sind Sie und Ihre Freunde herzlich eingeladen!

19. Juni – 11. Juli 2010 Do – So 15:00 – 18:00 Uhr

Schirmherrschaft:
Japanisches Generalkonsulat, München
Japanisch-Deutsche Gesellschaft, Kagawa
OAG Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens

mit freundlicher Unterstützung von Stadt Landshut und Sparkasse Landshut

sowie

For double solo exhibition by Eiichi Tsujino and Etsuko FuzukiNomura Foundation


at Neue Galerie in Landshut, Germany

The word, ‘ORIGIN’ is derived from a Latin, ORIGO or ORIRI, whose meaning is where the sun rises. Then, it should mean east, or the countries in Asia and Far East… When the western people utter the word, ‘ORIGIN’ or ‘ORIGINALITY’, it is guessed that they the origin of the word could touch their conscious. For those people in the western culture who are interested in the origin of things, it is not a mystery that their culture shares the same ancestry with the east. Today, when the western looks at the east through the eyes of a foreign culture, with their curiosity, they understand what it is about, and it is no surprise if it brings sympathy as well as wonder and admiration to otherness. In that sense, the sculpture that Eiichi Tsujino creates from one piece of wood is the visualization of the spirit that was actually born, grown and inherited in the east. It must be nothing more than a surprise for those who live in stone culture. At the same time, they could listen to the spirit of the art work speak, and communicate with it. ‘GARDEN’ by Eiichi Tsujino is the sculptures of mysterious life forms overwhelm you with the dynamism of its scale, while you can see the way the delicate spirit exists in them. It is difficult to imagine how emotion would be welled up when the western people see his works…it is no doubt that it would be huge. Etsuko Fuzuki is the artist who expresses her own inner self through copper engraving. Though the technique she uses is the western origin, her works are very Japanese in terms that the constituent elements are eliminated off to their limit, when they catch the moment of mind and situation. It gives a direction for the western to see the east. German people see her copper engravings like they are ink-wash paintings. Those who learn western block print would want to try the print on Japanese paper without fail, which is the wish for the co-existence of east and west in harmony. The mezzotint work of almost black color includes a bright part that looks like light is reflected as if there is the source behind, where hope, aimless longing for the unknown, shapeless future and something in the past exist. This little work talks to you about them. The western world used to be the owner of norm of art world. However, that kind of value is aged in today’s fast-paced communication and globalization. True value is overviewed by the two worlds through the shared or close perspective each other. Both artists have had solo shows at the gallery I own. I am very grateful for their adventures in Germany wishing every success for them. My expectation is high on their development and evolution, that will take them to the next horizon.

Shinobu Ino (architect)
November, 2009INO ARCHITECT & ASSOCIATES & GALLERY inos
1-1-1-Meguro Meguro-ku Tokyo, Japan 153-0063
TEL: 03-3716-5811
FAX: 03-3716-5812
http://home.att.ne.jp/sky/inos/index.html


Aktuelle Kunst aus Tokyo

„Garden“ lautet die Konstellation von Skulpturen und Reliefen des japanischen Künstlers Eiichi Tsujino, dessen gemeinsame Ausstellung mit Etsuko Fuzuki am Freitag, 18. Juni um 20:00 Uhr in der Neuen Galerie Landshut auf der Mühleninsel eröffnet wird.
Tatsächlich hat der Besucher den Eindruck, eine botanische Sammlung zu betreten, doch wird er dort mit Lebensformen konfrontiert, die in keinem Lehrbuch zu finden sind. Es sind seltsame, beinahe außerirdische Gebilde, die einem Zwischenstadium von pflanzlichem und tierischem Leben entstammen könnten, Zugleich wirken diese Formen seltsam vertraut, als seien sie direkt einem Traum entsprungen. Sie überwältigen den Betrachter ob ihrer schieren Größe und sind doch bei näherem Besehen zart und fragil, was besonders der delikaten Behandlung ihrer hölzernen Oberfläche durch den Künstler zu verdanken ist: Jeweils aus einem Stück geschnitten und gehauen, werden sie einer speziellen Behandlung mit dem Flexeisen unterzogen, welche je nach Dauer der Behandlung jeden Quadratzentimeter der Oberfläche in Farbe und sinnlicher Qualität unterschiedlich erscheinen lässt. Diese feine Ziselierung gibt den Skulpturen eine weitere pulsierende Anmutung von Lebendigkeit, welche die Schwere der großformatigen Holzskulpturen vergessen lässt und den Geist fernöstlicher Kunst atmet.
Dies trifft in ebenso großem Maße auf die Radierungen von Etsuko Fuzuki zu. Sie arbeitet in der – westlichen – Technik des Tiefdrucks, den sie jedoch von einem japanischen Meister erlernt hat. Ihre Mezzotinto-Arbeiten tragen häufig poetische oder lyrische Titel, die innere Zustände und Vorgänge beschreiben und die, obwohl deutlich von östlichen philosophischen Lehren beeinflusst, eine Brücke schlagen zu den Empfindungen westlicher Betrachter. Was auch immer Bildanlass von Fuzukis Radierungen wird, – ein klassisches Konzert, eine Mondnacht oder ein Waldspaziergang – immer wird er jeder Schwere entkleidet und zu einem flüchtigen Bildeindruck kondensiert, der sich oft nur noch als Lichtreflex in einem von mattem Schwarz getränkten Papier wieder findet und dennoch alle Assoziationen des Betrachters aufbewahrt und in einem innigen Dialog freigibt. Die unmittelbare Gegenwart dieses Schwarz steht in einem ähnlichen Kontrast zur Immaterialität des Bildes wie die fragile Lebendigkeit der Skulpturen Eiichi Tsujinos zur wuchtigen Schwere des hölzernen Ausgangsmaterials.
Die Ausstellung, die von einem Vertreter des Japanischen Generalkonsulats eröffnet wird, dauert bis 11. Juli und ist geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 15:00 bis 18:00 Uhr. Führungen können gegen Anfrage gerne angeboten werden: (0871-6877046)
Franz Schneider
Etsuko Fuzuki
KITCHO – Gutes Omen

Eiichi Tsujino
Garden

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Joe Barnes – Nicholas Bodde


Joe Barnes & Dr. Nanna Preußners
zur Eröffnung der Ausstellung
JOE BARNES – NICHOLAS BODDE
Double solo show
am Freitag, 16. Juli 2010, 20:00 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Die Künstler sind anwesend.
Einführung: Dr. Nanna Preußners, Hamburg17. Juli – 8. August 2010
Do – So 15:00 – 18:00 Uhr
Führungen durch die Ausstellung auf Anfrage.

In Kooperation mit schaltwerk Kunst, Hamburg


Einführungstext

von Dr. Nanna Preußners, schaltwerk KUNST, Hamburg

Herzlich willkommen zu der Ausstellung von Joe Barnes und Nicholas
Bodde, die hier in Landshut zum ersten Mal gemeinsam ihre Arbeiten
zeigen.
Diese double solo show zeigt zwei Positionen reduzierter,
ungegenständlicher Kunst und bevor ich näher auf die Werke eingehe,
möchte ich mit einer kurzen Exkursion zu den Anfängen dieser Art von
Kunst beginnen.
Seit der Renaissance bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die
westliche Kunst durch die perspektivische Darstellung geprägt und die
Künstler waren entschlossen, eine Illusion der sichtbaren Wirklichkeit
zu reproduzieren.
Mit den fundamentalen Veränderungen in der Wissenschaft, Technik und
Philosophie gegen Ende des 19. Jh.s/zu Beginn des 20. Jh.s haben auch
viele Künstler die Notwendigkeit verspürt, eine neue Art von Kunst zu
schaffen. So haben sich zahlreiche Bewegungen abstrakter Kunst
entwickelt. Ich bin sicher jedem von Ihnen sind die Begriffe
Impressionismus, Kubismus, geometrische Abstraktion geläufig. Viele von
Ihnen werden das Bild des russischen Avant-garde-Künstlers Kasimir
Malevich BLACK SQUARE ON A WHITE FIELD von 1913 oder sein WHITE ON WHITE
von 1918 kennen. Malevic hat für seine Kunst den Begriff Suprematismus
geprägt, aber tatsächlich sind dies die ersten Beispiele
ungegenständlicher Bilder. Ungegenständliche oder gegenstandsfreie Kunst
bringt keinerlei Spur einer Referenz zu irgendetwas Wiedererkennbaren
hervor.Nicholas Bodde, dessen Arbeiten wir hier auf der unteren Etage sehen,
knüpft mit seinen geometrisch-reduzierten Arbeiten unverkennbar an die
Tradition dieser Kunst an und überführt die Ideen konkreter Malerei in
eine farbintensive Bildwelt. Kennzeichnend dafür sind klare, stets
horizontal ausgerichtete Farb-Linien und -Flächen auf geometrisch
geformten Bildträgern. Der Künstler arbeitet in einer weit gefächerten
Palette an reinen Farben und eigenen Mischungen, wobei viele Farben
immer wiederkehren, sich aber nie in derselben Arbeit wiederholen.
Bodde konfrontiert verschieden gewichtete Farbenergien, lässt sie sich
gegenseitig mal intensivieren, mal mindern. Dabei entstehen immer wieder
neue Farbklänge: manche Nachbarschaften gehen eine harmonische
Verbindung ein, bei anderen Kombinationen beginnen die Flächen zu
schwirren und entwickeln ein dynamisches Eigenleben, springen zwischen
nah und fern hin und her.
Was auf den ersten Blick wie einfarbige, dichte Farbbahnen anmutet, legt
bei genauerer Betrachtung die Vielzahl der verwendeten Materialien und
Techniken, sowie die Reihenfolge des Farbauftrags offen. Auf den nur
wenige Millimeter dicken Aluminiumplatten, einem an sich strukturlosen
Malgrund, entsteht eine reliefhafte Oberfläche aus vielen Schichten Öl-
und Acrylfarbe, Kunststofffolie und Sprühlack. Der Künstler malt mit dem
Pinsel, rollt, glättet, sprüht und klebt und hinterlässt somit eine
Vielzahl an Oberflächenstrukturen. Treten Sie gerne näher an die Bilder
heran und sehen Sie sich die Oberflächen genauer an.
Beim Malprozess hat der Künstler eine Choreografie im Auge, wie er es
kürzlich so schön im Gespräch formuliert hat. Dabei ergeben die
unterschiedlichen Höhen der Felder, die harmonischen Farbkombinationen
aber genauso auch die Brüche den Gesamtklang des Bildes.
In Hinblick auf Farbkorrelationen und Oberflächenstrukturen hat der
Künstler in den letzten 15 Jahren eine eigene Bildästhetik entwickelt,
die von unendlichen Kombinationsmöglichkeiten der Farben und der
bildimmanenten Proportionen gespeist wird.
Nicholas Bodde wurde in New York geboren und lebt und arbeitet in
Bremen, wo er (1982-89) an der Hochschule für Künste bei Prof. K.-H.
Greune und Prof. W. Schmitz Malerei studiert hat. Seit 2000 nimmt er
regelmäßig an den bedeutenden internationalen Kunstmessen teil und
stellt im In- und Ausland aus.

Von dem Rausch der Vielfarbigkeit unten kommen wir nun zu den meditativ
anmutenden Arbeiten von Joe Barnes, der monochrome Bilder malt.
Monochrom bedeutet einfarbig und ist eine Form der Kunst, die auf die
absolute Essenz der Malerei reduziert ist. Inhalt, Figuren, Erzählung,
Komposition oder Farbbeziehungen werden negiert.
Übrigens war der französische Künstler Yves Klein der erste, der das
Wort monochrom in seiner jetzigen Bedeutung für seine Arbeiten aus den
50ern und frühen 60ern verwendet hat. Weltbekannt ist sein
Ultramarinblau, das er sich als International Klein Blue (IKB) hat
patentieren lassen.
In den 70ern und 80ern ist die Anzahl der Künstler, die sich mit
monochromer Malerei auseinandersetzten, angestiegen. Die Künstler haben
sich getroffen, über Kunst diskutiert, eine gemeinsame
Ausstellungsaktivität begann und bald folgten Ausstellungen in Amerika
und Europa, es wurden weitere Namen wie RADICAL PAINTING geprägt.

Jeder dieser monochrom arbeitenden Künstler zeichnet sich durch die
unterschiedliche Wahl der Farben, des Materials und der
Oberflächengestaltung aus, so sehen wir bei einigen Künstlern
beispielsweise extreme horizontale und vertikale Pinselstriche (wie
beispielsweise bei Phil Sims).
Joe Barnes ist ein Künstler der ersten Generation der monochromen Kunst
und schafft durch die Ausdruckskraft einer einzigen, konzentrierten
Farbe Bilder von einer höchst eindringlichen Präsenz. Die vielen
lasierenden Farbschichten auf quadratischen oder rechteckigen
Bildträgern steigern den Farbwert zu einer außergewöhnlichen Intensität
und beginnen bei längerer Betrachtung zu vibrieren. Diese Vibration
erzeugt sowohl eine meditative Ruhe als auch eine emotionale Kraft, mit
der die Arbeiten den Raum beherrschen. Auch wenn Spuren des Malvorgangs
oder Leinwand- und Papierstrukturen zu erkennen sind, geht es dem
Künstler vor allem um die Gleichmäßigkeit in der Gesamtwirkung, bei der
die pure, verdichtete Farbe sehr kraftvoll ist. So können die stets
monochromen Leinwandbilder und Arbeiten auf Papier als Meditationen
gesehen werden, die vom Betrachter erfahren werden. Die leuchtenden,
pulsierenden Farbkörper vermitteln den Eindruck räumlicher Tiefe, was
durch das Zusammenwirken von Bildformat und farbiger Substanz gesteigert
wird. Der Künstler bevorzugt kleinere Formate, um den jeweiligen Farbton
zu fokussieren und dem Betrachter eine konzentrierte Erfahrung zu
ermöglichen. Das ist auch der Grund, warum er in der Hängung hier den
einzelnen Bildern viel Raum gewährt.
Einige Bildträger sind mehrere Zentimeter tief, was diesen Werken
zusätzlich einen objekthaft-plastischen Charakter gibt, wie z. B. bei
diesem kleinen schwarzen Diptychon gleich am Treppenabgang.
Die Farben entziehen sich einer komplexen, kulturell festgelegten oder
individuellen Bedeutungszuweisung. Der Künstler bezeichnet seine
Arbeiten als Meditationen, die vom Betrachter erfahren werden. Die
Bilder dominieren den Raum auf eine ganz ruhige Weise und regen zu einem
Fein-Tuning unserer visuellen Wahrnehmung an. Ein Besucher rief einmal
in einer von Joes Ausstellungen vor einem ganz kleinen, roten Bild aus:
„It’s the biggest small painting I’ve ever seen.“ Und das trifft es ganz
genau: seine Werke sind so kraftvoll, pur und still und haben dabei eine
großartige Energie, die sich im Raum entfaltet.

Joe Barnes hat sich von Anfang an der monochromen Malerei verschrieben,
in den späten Siebzigern bis zu den frühen Neunzigern waren seine Bilder
weiß. Seine Motivation dafür hatte mit der Reinheit von Weiß zu tun und
dem Konzept, dass weniger mehr ist.
Joe Barnes wurde in Detroit, Michigan, geboren und lebt in New York. Er
hat am Colorado College und an der Sorbonne in Paris Literatur studiert.
Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens erfährt er große
Aufmerksamkeit und Anerkennung (Emily Lowe Foundation Award,
Pollock-Krasner Foundation Grant, Adolph and Ester Gottlieb Foundation
Grant). Seine Arbeiten werden umfassend in Einzel- und
Gruppenausstellungen in Deutschland, in anderen europäischen Ländern
sowie den Vereinigten Staaten gezeigt, und befinden sich weltweit in
privaten und öffentlichen Sammlungen, einschließlich Albright-Knox Art
Gallery, Buffalo, New York, und Osthaus Museum, Hagen.

Joe Barnes

Joe Barnes
Geboren in Detroit, Michigan.
Lebt und arbeitet in New York.
Joe Barnes lässt rein durch die Ausdruckskraft der konzentrierten Farbe, losgelöst von strukturierenden Elementen, monochrome Bilder von einer großen Intensität entstehen. Die Vibration der Farbe erzeugt sowohl meditative Ruhe, als auch pure, emotionale Kraft.

Nicholas Bodde


Nicholas Bodde
Geboren 1962 in New York.
Lebt und arbeitet in Bremen
Nicholas Boddes Werke künden von Farben und ihrer Kraft. Linien und Flächen durchziehen sie wie Erzählstränge, ohne akzentuierten Beginn oder Ende. Er malt in festgelegten geometrischen Formaten, auf Aluminiumgrund mit einem weiten Spektrum an Farben. Klare horizontale Linien sind seine Handschrift. In verschiedener Stärke – als zarte, schmale Bänder, oder zur Fläche auswachsend – strukturieren sie die Bildflächen und führen die Augen hin zur Farbe. (Corona Unger).
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John Berger | Yves Berger – Große Rathausgalerie

Zeichnung | Malerei
Diese Ausstellung zeigt die Neue Galerie Landshut als Gast

in der Großen Rathausgalerie der Stadt Landshut,
Altstadt, Rathauskeller

Die Neue Galerie Landshut e.V. gibt sich die Ehre, Sie und Ihre Freunde zur Eröffnung der Ausstellung
John Berger    Yves Berger
am Donnerstag, den 29. Juli 2010, um 19:00 Uhr herzlich in die Große Rathausgalerie einzuladen.
Grußwort:  Thomas Keyßner, Bürgermeister
Einführung: Stephanie Gilles, M.A., Landshut

30. Juli – 22.August 2010
Di – So 14:00 – 18:00 Uhr
Große Rathausgalerie Landshut
Altstadt 315 (Eingang Grasgasse) 84028 Landshut

Das Kinoptikum Landshut zeigt am Mi, 28.07.10  „Die Mitte der Welt“ und am So, 09.08.10 „Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird“ (Regie:Alain Tanner; Drehbuch: John Berger); jeweils 21:00 Uhr im Kinoptikum, Nahensteig 189, 84028 Landshut

Die Ausstellung ist eine Initiative von Martin Paulus und entstand in Kooperation mit der Galerie Josephski-Neukum, Issing.

Sie wird unterstützt durch die Stadt Landshut, die Sparkasse Landshut, das Kinoptikum Landshut sowie die Buchhandlung Dietl, Herrngasse 375, Landshut

 

John Berger | Yves Berger
Zeichnung | Malerei

Das Sichtbare & das Verborgene

Der Neuen Galerie Landshut ist es gelungen, den bedeutenden Literaten, Kunstkritiker und Zeichner John Berger und seinen Sohn Yves Berger für eine Ausstellung nach Landshut zu holen.
In der Großen Rathausgalerie zeigen die beiden international bekannten Künstler vom 30. Juli bis zum 22. August Zeichnungen und Malerei. Die Ausstellung ist täglich außer montags geöffnet von 14:00 bis 18:00 Uhr.Beide Künstler werden zur Vernissage in der Großen Rathausgalerie am Donnerstag, 29.07.2010 um 19:00 Uhr anwesend sein.
Zur Einführung in das Werk spricht die Kunsthistorikerin Stephanie Gilles, M.A.

John Berger (* 5. November 1926 in Stoke Newington, County of London) ist ein britischer Schriftsteller, Maler und Kunstkritiker.
Er arbeitete nach einem Kunststudium an der Chelsea School of Art als Lehrer. Er engagierte sich in den 1950er-Jahren in der Friedensbewegung Artists For Peace. Sein Entwicklungsroman G., an dem er fünf Jahre arbeitete, gewann 1972 den Booker Prize. Zu dieser Zeit verließ Berger England und zog nach Frankreich in ein Bergdorf, wo er immer noch lebt. Neben seinen literarischen Werken ist Berger weltberühmt für seine kunsthistorischen Texten, Kritiken und seine poetischen „Anleitungen zum Sehen von Bildern“. 1989 erhielt er den österreichischen Staatspreis für Publizistik, 1991 den hochgeachteten Petrarca-Preis. Berger veröffentlicht in den renommierten Verlagen Hanser und Wagenbach..

Eine genze Reihe von Zeichnungen in Landshut zeigt John Berger zum ersten Mal. In der Großen Rathausgalerie präsentiert er eine Auswahl seiner Zeichnungen, die in ihrem Duktus der anschwellenden und abschwellenden Linien oftmals an die kontemplativen Tuschespuren japanischer Kalligraphen erinnern. Auch Reminiszenzen an archaische Höhlenmalereien wie die in Lascaux oder Chauvet lassen sich unschwer erkennen, während in den wenigen älteren Tusch- und Aquarellarbeiten seine Formensprache zwischen Realismus und Expressionismus den Einfluss von Künstlern wie Ernst Barlach oder Käthe Kollwitz belegen. Immer aber sind es behutsame, respektvolle Annäherungen an den Gegenstand der Betrachtung und eine subtile Schulung der Wahrnehmung für den offenen, unvoreingenommenen Betrachter.

Yves Berger (* 1976) schloß sein Kunststudium an der Ecole des Beaux Arts in Genf 2001 mit dem Diplom ab und erhielt im gleichen Jahr den Prix Stravinsky pour la peinture. In den letzten Jahren stellte er in verschiedenen europäischer Galerien aus. Er lebt und arbeitet – wie der Vater – in Hoch-Savoyen. Yves Bergers Werk bewegt sich jedoch in eine ganz andere Richtung:
Er stellt malerische Arbeiten aus den letzten Jahren vor, in denen er sich intensiv mit der Umsetzung der philosophisch- metaphysischen Durchdringung von Körper, Ort und Raum beschäftigt. »Diese Beziehung zwischen Körper und Ort ist in der Tat in meiner Malerei sehr gegenwärtig. Sie hat jedoch weniger mit meiner Vorstellungswelt als mit dem Leben selbst zu tun. Das Körperliche, das sich in die örtliche Gegebenheit einfügt oder sich darin fortsetzt, ist für mich so bezeichnend an der Arbeit der Bauern. Ihre von der Last der Arbeit geschundenen und geprägten Körper lassen sie den Orten ähnlich werden, an denen sich diese Bürden über die Jahre hin angesammelt haben.« (Yves Berger). In den neuen Bildern von Yves Berger scheint es, als ob sich nach dem Implodieren von Raum und Zeit die Materie in einem flüchtigen Zustand wieder neu verbindet und wie ein fremdes Licht in unsere Wahrnehmung dringt.

Bereits am Mittwoch, den 28.07.2010 um 21:00 Uhr zeigt das Kinoptikum den Film „Die Mitte der Welt“ von Alain Tanner, zu dem John Berger das Drehbuch schrieb (o.m.U.).
Am Sonntag, 09. August, um 21:00 Uhr zeigt das Kinoptikum den Film „Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird“.

Die Ausstellung geht zurück auf eine Initiative des Landsberger Künstlers Martin Paulus und entstand in enger Kooperation mit der Galerie Josephski-Neukum, Issing.

John Berger – das Sichtbare und das Verborgene

John Berger (* 5. November 1926 in Stoke Newington, County of London) ist ein britischer Schriftsteller, Maler und Kunstkritiker.

John Berger arbeitete nach einem Kunststudium an der Chelsea School of Art als Lehrer. Er engagierte sich in den 1950er-Jahren in der Friedensbewegung Artists For Peace. Sein Entwicklungsroman G., an dem er fünf Jahre arbeitete, gewann 1972 den Booker Prize. Als Berger die Hälfte des Preisgeldes an die Black-Panther Partei spendete, entstand ein Skandal, im Zuge dessen Berger England verließ und nach Frankreich in ein Bergdorf zog, wo er immer noch lebt. Neben seinen literarischen Werken ist Berger weltberühmt für seine kunsthistorischen Texten, Kritiken und seine poetischen „Anleitungen zum Sehen von Bildern“. 1989 erhielt er den österreichischen Staatspreis für Publizistik, 1991 den hochgeachteten Petrarca-Preis.

Eine genze Reihe von Zeichnungen in Landshut zeigt John Berger zum ersten Mal.

Yves Berger
Malerei

„Ein kleines Schwarzweißfoto. Eine junge Frau mit einem Kind, auf einem Esel sitzend. John führt Beverly, seine Frau, und ihren Sohn durch eine Ödnis einen Geröllweg hoch. Die heilige Familie in extremer Ausgesetztheit. Oder: Innerlichkeit? Berger lacht ausgelassen. Das Bild zeige sie auf dem Weg zur Alm, wo man, als Yves noch klein war, die Sommer verbrachte. Ein Haus ohne Strom. Aber gegenüber die Zweitausender. Wer Erscheinungen studieren will, wie ein Lichtstrahl eine Welt hervorholt oder alles im Schatten einer Wolke vergeht – hier geht das. »Es ist durchaus möglich, dass Sichtbarkeit bereits die Wahrheit ist und das, was außerhalb der Sichtbarkeit liegt, nur Spuren dessen sind, was sichtbar gewesen ist oder werden wird«, heißt es in einem Essay. Oben auf der Alm kann es so ruhig sein, dass Schritte am gegenüberliegenden Hügel neben einem explodieren. Dann ist es, als implodierten Raum und Zeit.“
(Susanne Mayer, Die Zeit 2007)In den neuen Bildern von Yves Berger scheint es, als ob sich nach dem Implodieren von Raum und Zeit die Materie in einem flüchtigen Zustand wieder neu verbindet und wie ein fremdes Licht in unsere Wahrnehmung dringt.

Vernissage
Einführung durch Stephanie Gilles, M. A., Kunsthistorikerin

Meine Damen und Herren,

ein Bergdorf in der Haute Savoie, alle paar Jahre für eine halbe Minute vom Ruhm gestreift, weil sich eine Etappe der Tour de France hindurchschlängelt, ein altes Bauernhaus und darin, in einfachsten Verhältnissen genügsam lebend einer der einflussreichsten englischen Kunstkritiker des 20. Jahrhunderts, der Maler, Zeichner und Literat John Berger und seine Familie.
Gerade in Quincy angekommen, finden wir Sohn Yves Berger malend im Atelier des 100-jährigen Heuspeichers, sein 83-jähriger Vater John bricht soeben mit der kleinen Enkelin zu einer Spritztour auf der 1000er Honda auf.
Was für ein Antagonismus!
Und doch ergibt dieser Antagonismus, dieser Widerspruch im Sinne einer Polarität, ein großes, harmonisches Ganzes. Er fügt sich zusammen wie Yin und Yang und findet seine Entsprechung im Werk der beiden Künstler John Berger und Yves Berger; bei jedem auf ganz individuelle Weise und doch mit vielen Parallelen.

Gemeinhin lässt man dem Älteren den Vortritt. Im Fall von John und Yves Berger möchte ich nicht mit dem Vater, sondern mit dem Sohn beginnen.

Vor 34 Jahren in Quincy, dem bereits erwähnten kleinen Dorf in den französischen Alpen geboren, lebt Yves Berger bis heute mit Frau und zwei Kindern in der 80- Seelen- Gemeinde. Er studierte an der Ecole des beaux Arts in Genf Malerei und obgleich er mit seinem Vater viele Länder bereiste, liegt doch sein Mikrokosmos im Makrokosmos der Welt nach wie vor in dem kleinen Bergdorf der Haute Savoie, für ihn, ganz im Leibnizschen Sinne, ich zitiere „ein ganz kleiner Teil der Welt, der dennoch alle ihre Elemente enthält.“

Während seiner Akademiezeit begann er, sich intensiv mit Körpern auseinanderzusetzen. Anfangs waren es die muskulösen, kraftvollen hochsavoischen Rinder, die zu malen und zu aquarellieren ihn wie einen Bessenen arbeiten ließen. Um die Körper in allen ihren Facetten studieren zu können, überredete Yves Berger einen Bauern aus der Nachbarschaft, ihn die Tiere im Stall malen zu lassen. Eine als „Bauchladen“ umgelegte Spanplatte diente als Staffelei vor Ort. Damals begann der Künstler, dem Bauern bei seiner täglichen Arbeit zu helfen. Inzwischen arbeitet Yves Berger im Sommer auf dem Feld, melkt Kühe und macht Heu;der Winter ist dem Atelier vorbehalten. Eine Polarität, die seine Kreativität erst ermöglicht.

Wie auch immer man sich seiner Malerei nähert, man kommt um metaphysisch- philosophische Assoziationen nicht herum. Auf der Suche nach dem Grund dafür stösst man unweigerlich zunächst auf Leibniz Monadenlehre und dann auf Gilles Deleuze, den 1995 verstorbenen französischen Philosophen.
Fast scheinen die Arbeiten Yves Bergers bildgewordener Ausdruck des 1991 erschienen Werkes von Deleuze zu sein: „Was ist Philosophie“
Philosophie, Kunst, Wissenschaft, Gehirn und Chaos werden hier in ihren Begrifflichkeiten und gegenseitigen Wechselwirkungen ausgelotet.
Für Deleuze ist Kunst Komposition, und das Ziel der Kunst „besteht“ nach seinen Worten „darin, ein reines Empfindungswesen zu extrahieren. Dazu bedarf es einer Methode, die je nach Autor anders ist und zum Werk gehört.“ Schon Rodin brachte diese Vorstellung mit seinem legendären Satz „Kunst ist nichts als Empfindung“ auf den Punkt.
Körper, Orte und Räume, deren philosophisch- metaphysische Durchdringung und Beziehung zueinander, ihre Möglichkeiten der Abgrenzung von- oder Verschmelzung miteinander sind Themen, die Yves Berger interessieren. Die weichen, verwischten Konturen seiner Bilder kontrastieren oftmals mit einer straffen Umrißbildung der Figuren oder geometrischen Körper. Bewußt provoziert, nein, irritiert er unsere ästhetischen Sehgewohnheiten, um den Betrachter mit seinen normierten Sinnerfahrungen zum Nachdenken zu bringen. Was ist sichtbar, was ist verborgen und was nimmt man wahr. „Wer nicht bereit ist, an das zu glauben, was er sieht, kann kein Bild erkennen“, so Yves Berger.

Große und kleine Arbeiten der letzten Jahre werden in dieser Ausstellung präsentiert. Die meisten sind in Mischtechnik entstanden. Viele von ihnen unter Einsatz von Kaseinfarbe, deren Eigenschaften dem sich oft über Jahre erstreckenden Entstehungsprozeß der Bilder Bergers entgegenkommen. Die Farbe trocknet matt auf, ohne an Tiefe einzubüßen, und bleibt auch nach der Trocknung wasserlöslich. So ist es möglich, auch nach längerer Zeit Veränderungen vorzunehmen, indem Stellen weggewaschen, weggekratzt oder übermalt werden.

Die Ausgangsbasis und den kompositorischen Mittelpunkt seiner Arbeiten bilden die von Yves Berger seit sieben Jahren verwendeten Körperabdrücke, die er auf unterschiedlichste Weise auf die Leinwand bringt. Er fertigt seine Keilrahmen selbst und bevor er die Leinen oder Baumwollbespannung aufbringt, positioniert er das jeweilige Modell auf dem Stoff oder legt den oft auch angefeuchteten Maluntergrund auf das Gesicht, welches er abbilden will. Assoziationen zu den Körperbildern Yves Kleins oder dem Vera Icon des Turiner Grabtuchs drängen sich auf und öffnen den Blick für ein spannungsreiches Spiel zwischen Äußerem und Innerem, zwischen Sichtbarem und Verborgenem, zwischen Sein und Nicht Sein.

Barnett Newman, meine Damen und Herren, schreibt in „das plasmische Bild“ aus dem Jahr 1945 von der Intention und Aufgabe der zeitgenössischen Kunst: „der heutige Maler befasst sich nicht mit den eigenen Gefühlen oder mit dem Geheimnis der eigenen Persönlichkeit, sondern mit der Durchdringung des Weltmysteriums.
Seine Imagination versucht deshalb, zu den metaphysischen Geheimnissen vorzudringen. Insofern befasst sich seine Kunst also mit dem Sublimen.“
Wo Barnett Newman mit Hilfe der Farbfeldmalerei und John Berger durch das genaue Beobachten der „Geographie“ eines Bildgegenstandes einen verborgenen Zustand sichtbar macht, arbeitet Yves Berger also mit der Gegensätzlichkeit von Innerem und Äußerem. Augenscheinlich wird das nicht zuletzt auch in seinen Porträts, deren Antlitze zunächst leer wirken. Erst bei genauerem Hinsehen erschließt sich das Wesentliche, erschließt sich, so Berger, daß seine Gesichter „inhabited“, also bewohnt sind.
Das unaufhörliche Forschen nach Gültigkeit, das Ringen um die Sichtbarmachung von Gegebenheiten in Abgrenzung oder Verwischung zum Sichtbaren, also dem, was wir als Realität betrachten, das Suchen nach der Essenz der Dinge in Verbindung mit einem sehr differnzierten und sensiblem Farbempfinden ist der Malerei Yves Bergers eingeschrieben, und verweist auf das große Potential an künstlerischer Ausdruckskraft dieses jungen Malers.

Wer sich mit Kunst beschäftigt und das Verborgene hinter dem Sichtbaren entdecken möchte, der kommt früher oder später an einem Namen nicht vorbei: John Berger.

1926 in London geboren, war John Berger nach seinem Kunststudium als erfolgreicher Maler und Zeichenlehrer tätig. In den 50-er Jahren setzte er sich leidenschaftlich für die Friedensbewegung „Artists for Peace“ ein und begann, seine Anliegen schriftstellerisch aufzuarbeiten, da ihm die Malerei als Ausdrucksmittel nicht konkret genug erschien.
Als Berger 1972 den renommierten Booker Prize erhielt und die Hälfte des Preisgeldes an die amerikanische Bürgerrechtsbewegung „Black Panther“ spendete, kam es zu einem Eklat. Der Künstler kehrte daraufhin seiner Heimat England den Rücken und zog in jenes Bergdorf, in dem er nun seit 37 Jahren lebt und von dort er sich bis heute einsetzt für Frieden und Gerechtigkeit, ob in Palästina oder für die indianische Landbevölkerung Mexikos.

Meine Damen und Herren,

– Wie führt man ein in Arbeiten eines Zeichners, der laut Zeit vielen als der „originellste Kunsttheoretiker des vergangenen Jahrhunderts“ gilt?
– Wie in Zeichnungen eines Künstlers, der gleichzeitig zu den bedeutendsten Kunstkritikern Englands zählt?
– Wie in die bildgewordenen Arbeiten eines Literaten, der mit seinen meisterhaften Essays über Kunstbetrachtung das genaue Sehen lehrt?
– Wie in die Zeichnungen eines Humanisten, der sowohl seine malerischen wie auch seine literarischen Werke immer auch verstanden wissen will als ausdrucksstarke Plattform im Dienste der Menschlichkeit. Jüngst einmal mehr eindrucksvoll zur Kenntnis gebracht in dem bei Hanser erschienenen Roman „From A to X, A Story in Letters“, dessen unangemessenen deutschen Titel ich lieber gar nicht nennen will.

Um nicht Harakiri begehen zu müssen, ziehe ich mich aus der Affaire unter Zuhilfenahme einer taoistischen Weisheit aus dem Tao Té King, die treffend beschreibt, was die zeichnerischen Arbeiten von John Berger auszeichnet:

„Dreißig Speichen treffen die Nabe
Die Leere dazwischen macht das Rad.
Lehm formt der Töpfer zu Gefäßen
Die Leere darinnen macht das Gefäß.
Fenster und Türen bricht man in Mauern
Die Leere damitten macht die Behausung.
Das Sichtbare bildet die Form eines Werkes.
Das Nicht- Sichtbare macht seinen Wert aus.“

John Berger wäre nicht John Berger, würde er in Bezug auf sein Schreiben wie auf sein Zeichnen Betrachtungen und Überlegungen zu jenem Kulturträger aussparen, der wie kein zweiter Kunst, Literatur und Wissenschaft seit dem Ende des 14.Jahrhunderts geprägt hat und noch prägt: der Zauberstoff Papier.
Wie alle Dinge, die ihm begegnen, behandelt John Berger auch den von anderen als Nutzgegenstand betrachteten Werkstoff Papier als individuell und in seiner Wesenheit veränderbar.
Während Papier beim Schreiben die Aufmerksamkeit für die Bedeutung des Ungesagten, die Stille zwischen den Sätzen schärft, mutiert es für ihn beim Zeichnen zum Mitgestalter. Es erfährt eine Eigenbedeutung, ein Eigenleben. Das weiße, unberührte Papier ist kein Nichts, sondern es ist gestaltendes Element, denn jede auch noch so nuancierte Veränderung an seiner Weißheit ruft einen neuen Ausdruck, eine neue Ästhetik hervor.
Zwischen den Umrissen eines gezeichneten Gesichtes beispielsweise bleibt Papier frei. Dieses Papier steht einmal für die Haut, für das Fleisch des Gesichtes, während das gleiche Papier um die Außenlinie des Gesichtes herum für etwas ganz anderes steht: nämlich nur für sich, es ist Papier. Berger: man muß „das unberührte Weiß dazu überreden, zu Verschiedenem zu werden“. Es ist eine Kunst des Weglassens, eine Kunst des leisen Sich Zurücknehmens.
John Bergers Zeichnungen sind Bildniszeichnungen in ihrem ureigensten Sinn. Ob er das Porträt eines Menschen zeichnet oder einen toten Fisch, ob er die prall hervordrängende Blüte einer Tulpe abbildet oder die Zarte des Lauchs, eine Bergkette oder Kirchenräume: Eine unerschöpfliche Neugier und eine tiefe Achtung vor der Individualität und Wesenhaftigkeit einer jeden Kreatur, einer jeden Pflanze, einer jeden Landschaft, eines jeden Bauwerks sprechen aus seinen Arbeiten. Sein Einsatz für Unterdrückte und sein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden erleben hier in der Zeichnung ihre bildnerische Entsprechung.
Mit wenigen Strichen auf freigelassenem Grund deutet John Berger Landschaften an, Frauenkörper, Blumen, Gesichter. Seine monochromen, oft Nass in Nass lavierten Zeichnungen haben skizzenhaften, gleichzeitig kontemplativen Charakter und sind dennoch kraftvoll, bestimmt und unverrückbar.
Wie in der ostasiatischen Tradition der Tuschmalerei gibt es keine Korrektur eines einmal gesetzten Striches.
Die ihm eigene Behutsamkeit, die sich selbst so zurücknimmt, daß das Dargestellte zu Leben beginnen kann, ermöglicht sublim gestaltete Aquarelle und Zeichnungen. Immer lässt John Berger dem Betrachter Raum, das Gefühl für die Essenz, für das Wesen der Dinge zu entwickeln und selbst zu entdecken.
In dieser Haltung scheint eine intensive Auseinandersetzung mit der kunsttheoretischen Lehre des berühmten chinesischen Zeichners Shitao auf, der im 17.Jh. eine neuartige Ästhetik schuf.
Den Grundsätzen Shitaos verwandt ist auch John Bergers Vorstellung von der Bedeutung der Linie: „The line you are drawing is like a trace“, die Linie, die du zeichnest, ist wie eine Spur, pflegt Berger zu sagen und meint damit, daß ein guter Zeichner die Seele seines Bildgegenstandes nicht abbildet, indem er ihn im psychologischen Sinne erfasst, sondern indem er das Wesentliche seiner Geographie, seiner Umrißlinie intuitiv erkennt und abbildet.
Folgerichtig, aber für einen Literaten verblüffend, sieht Berger Geschriebenes in seinen Zeichnungen als gezeichnete Spur, als ästhetisches Moment mit subtilem Sinngehalt und nicht als aussagekräftige Buchstaben. „Wenn sich Worte zu einer Zeichnung gesellen, dann in aller Stille. Und ich glaube, sie sind glücklich, einmal schweigen zu können!“

Copyright: Stephanie Gilles M.A., Landshut

Impressionen

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video.kunst.ch

Videokunst aus der Schweiz
Mit freundlicher Unterstützung durch


RGB – die Farben der bewegten Bilder

Videokunst aus der Schweiz

Zusammengestellt von Annick Haldemann, Dipl. gest. ZHdK, Kunsttheoretikerin

Kinoptikum Landshut

5. Landshuter Kunstnacht

Freitag, 10. September 2010, 20.00 – 24.00 Uhr

Sonntag, 03. Oktober 2010, 19:00 – 20:00 Uhr

 

Die Kurzvideos von Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz sind Augenschmaus und Futter für die Seele, aber nicht immer leicht zu verdauen.

Kurzvideos sind eine der aktuellsten Ausdrucksformen unserer Zeit, in miniaturisierter Form begleiten sie uns überall hin, jederzeit abrufbar. Diese „Begleiter“ informieren uns über dies und das, Notwendiges und Überflüssiges und sehr oft sind es Gags und Unsinn. Einen kleinen Teil dieser Übermittlungsflut stellt Videokunst dar, Juwele der aktuellen Formgebung.

Die ausgewählten Videokünstlerinnen und Videokünstler aus der Schweiz sind alle mehrfach für ihr Schaffen ausgezeichnet worden. Es werden Kurzvideos der letzten Jahre gezeigt, die wesentliche Tatsachen einer Gesellschaft thematisieren. Peter Aerschmann tippt politische Diskussionen an, ohne politisch zu werden, Mo Diener verschreibt sich der Kommunikation und Gabriela Löffel zeigt beeindruckend eine Grenzerfahrung. Das Wesen in Chantal Michels Videoarbeit verkörpert zwei Gesichter eines Menschen und eine Metapher für Depressionen zeigt Myriam Thyes. Stefan Rohners Arbeiten sind skurril und erfrischend ironisch und wir freuen uns nach vielen Jahren die amüsante Arbeit wieso geh’n Sie nicht ins Bett?  von Frantiček Klossner wieder zeigen zu können.

 

PETER AERSCHMANN / EYES / 2006 / 01:00 min
(*1969 in Fribourg/CH, lebt und arbeitet in Bern/CH)

Die Ausgangslage der Arbeiten von Peter Aerschmann sind immer unspektakuläre Motive aus dem Alltag, die er mit Fotoapparat und Videokamera festhält. Was wir gerade mal wahrnehmen, aber keine besondere Rechnung tragen ist das was Peter Aerschmann interessiert. Vorgefundenes setzt der Künstler in collageartig in eine völlig neue Welt.

In der Arbeit Eyes (2006) verbindet Peter Aerschmann ein New Yorker Polizist mit einer muslimischen Frau und überrascht mit der erkennbaren Nähe der Kleidercodes. Die Verhüllung der muslimischen Frauen ist ein Zeichen des religiösen Kodex, die uniformierten Polizisten verbinden wir mit kontrollierter Gewaltbereitschaft des Staates. Subtil tippt Aerschmann den Konflikt zwischen dem Islam und der amerikanischen Weltmacht an, ohne dabei politisch zu werden.

MO DIENER / ENCODED SONG / 2008 / 03:00 min

(*1961 Horgen /CH, lebt und arbeitet in Zürich /CH)

Mo Diener arbeitet hauptsächlich mit Video, Performance und Installation. In den letzten Jahren hat die Künstlerin Gespräche an Kunstanlässen niedergeschrieben und in ihren Arbeiten weiterverarbeitet. Worte sind ein wichtiger Bestandteil in Mo Dieners umfangreichen und aufwendigen Arbeiten. Mit Video, Ton und Schrift erforscht Mo Diener ihre Sammlung an Gesprächen, die für sie auch nur ein Überbleibsel einer Erfahrung sind, die in ihrer ganzen Dimension nur im Moment authentisch sein kann: im Gespräch.

Aus dem seit 2002 gesammelten Gesprächstexten hat Mo Diener neue unausgesprochene Gedanken zusammengesetzt und neu geordnet. Encoded song (2008) schüttelt die Künstlerin Stimmen und Töne, Gedanken und Text, Natur und Künstlichkeit durcheinander. Klare Worte mit verwirrenden Tönen und Bildern. Performance und Texte: Mo Diener, Sprecher: Kaspar Weiss, Kamera: Eugenia Loginova.

FRANTICEK KLOSSNER / WIESO GEH’N SIE NICHT INS BETT? / 1997 / 05:00 min
(*1960 in Bern/CH, lebt und arbeitet in Bern/CH)

Frantiček Klossner arbeitet an der Schnittstelle von traditionellen, neuen und neuesten Medien. In performativen Werken und Videoabreiten verbindet der Künstler eine Vielzahl von Medien. Die Videoarbeit wieso geh’n Sie nicht ins Bett? Eine Chasmologie-Studie mit Sophia Loren und Marlon Brando, Found Footage Video ist eine von Frantiček Klossner selten gewählte Technik und wird auch selten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Gähnen ist ansteckend! Marlon Brando und Sophia Loren haben dies im letzten Spielfilm von Charles Chaplin „A Countess from Hong Kong“ (1967), in höchster Vollendung bewiesen. Sie sitzen sich in der Kabine eines Luxusliners gegenüber und weichen erfolgreich einem Gespräch aus, indem sie sich mit einem reichen Repertoire von Übergangshandlungen gegenseitig nerven. In der Video-Montage von Frantiček Klossner wird die Aktion des Gähnens aus ihren narrativen Zusammenhang losgelöst. Die isolierte Handlung wird im Copy Paste Verfahren zu einem endlos erscheinenden, meditativen und schon fast schmerzhaft humorvollen Ritual. Bemerkenswert ist dabei auch der Klang des Gähnens, der in meisterlicher Manier von den deutschen Synchronstimmen zelebriert wird.

GABRIELA LÖFFEL / Fokus / 2002-03 / 03:04 min
(*1972 in Oberburg/CH, lebt und arbeitet in Genf und Bern/CH)

Gabriela Löffels Videoarbeiten bestechen durch ihre Reduktion und ihre starke Metaphorik. Die Künstlerin scheut die archaischen Bilder nicht. Sie greift sie auf und setzt sie durch den subtilen Einsatz der Video- und der Klangkunst in eine neue Bildsprache um.

In der Videoarbeit Fokus (2002-03) sind Frauen zu sehen, die von einer zunehmenden Verausgabung gekennzeichnet sind. Die Zuschauenden nehmen Anteil an der anstrengenden Szene. Der eigentliche Grund ihrer Anstrengung, ist allerdings ausgeblendet. Wir sehen lediglich die Mimik der Frauen, die zum erstenmal in einem Schiesssportkeller mit einer Pistole in Kontakt kommen. Eine Momentaufnahme der Konfrontation mit ihren eigenen Grenzen.

CHANTAL MICHEL / DIE FALLE / 2005 / 05:15 min
Chantal Michel (*1968 in Bern/CH, lebt und arbeitet in Kiesen und Bern)

In ihren Videos, Performances und Fotografien inszeniert sich die Künstlerin selbst in unterschiedlichen Räumen. Chamäleonhaft wandelt sie dabei ihre Gestalt: Kostüm, Gestik und Mimik fügen sich subtil in die Stimmung der Umgebung ein.

Ein verängstigtes Wesen nähert sich scheu und neugierig der Kamera, die Bewegungen sind hektisch, die Augen ausdruckslos leer. Wie von der Tarantel gestochen, beginnt es furiengleich herumzutoben. Nicht begreifend, was in sie gefahren ist, japst die Rasende nach Luft. Sie lässt ihren Launen hilflos freuen Lauf wie ein unglücklich trotzendes Kind. Die Falle (2005) zeigt ein beängstigendes Bild und doch kann der Zuschauer seinen Blick von der Kreatur nicht abwenden.

STEFAN ROHNER / BLUE WALK – ROUND – MARBLE TRAIN / 2005 / 04:00 min
(*1959 in Herisau/CH, lebt und arbeitet in St. Gallen/CH)

Der Foto- und Videokünstler arbeitet hauptsächlich mit Situationen und Motiven aus dem Alltag, die aber in eine erfrischende Ironie und mitfühlende Gelassenheit münden. Dafür schlüpft Stefan Rohner selbst in die Roller der Kunstfigur. Kürzest-Geschichten werden darin eher initiiert als erzählt.

Mobilität als Motiv findet sich in den Videoarbeiten „on the move“ von Stefan Rohner. In blue walk, round oder marble train (2005) betrachtet der Künstler unsere „bewegte“ Welt mit einem Augenzwickern. Joggt um Verkehrskreisel herum, fliegt im Trainingsanzug am fahrenden Zug vorbei oder überwindet Hindernisse wie Blumentöpfe.

MYRIAM THYES / DEPRESSION MARQUIS / 2009 / 02:23 min
(*1963 in Luxemburg/LU, lebt und arbeitet in Düsseldorf/DE)

Die luxemburgisch-schweizerische Medienkünstlerin arbeitet vorwiegend digital, in den Bereichen Videokunst, 2D-Animation, Fotomontage und Vektorgrafik. Bekannt ist ihr partizipatives Projekt ‚Flag Metamorphoses‘, eine seit 2005 wachsende Serie von Flash-Animationen zum Thema Flaggen, das Beziehungen zwischen Ländern thematisiert.

Myriam Thyes arbeitet an der Analyse und Umwertung bekannter Symbole, zum Beispiel aus Politik Architektur und Religionen. In Depression Marquis(2009) fährt der gläserne Aufzug im New Yorker Luxus-Hotel Marriott Marquis abwärts – die lange Fahrt endet im Gletscher-Eis. Der Zuschauer wird regelrecht in den Sitz gedrückt. Eine Metapher für Depressionen, wie sie Menschen mitten im Überfluss befallen können.

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